PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Pst ... schon gehört? Der Turmbau zu Babel
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Jacqueline Irrgang
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projektManagementaktuell | AUSGABE 5.2015 86 WISSEN Im alten Babylon hatten alle ein und dieselbe Sprache und Wörter. Dies sind prima Voraussetzungen für ein Großprojekt. Also beschlossen sie, einen Wolkenkratzer bis zum Himmel zu bauen, den die Welt noch nicht gesehen hat. Im O-Ton des Projektauftrags hörte sich das dann so an: „Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen! “ [1] So schritten sie zur Tat und in Babylon ging es zügig mit dem Bau voran. Die Bodenplatte und das erste Stockwerk waren schon fertig. Sperrige Bauämter und protestierende Wutbürger gab es noch nicht. Eines Tages kam dann der oberste Stakeholder und Geldgeber, um den Turm anzusehen, den die Menschenkinder bauten. Der Stakeholder war zufrieden und meinte: „Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist (erst) der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen.“ Der Turm wurde immer höher und dem lieben Gott wurde es immer mulmiger. So fuhr er herab, um die Stadt und den Turm anzusehen. Nee, was er sah, gefiel ihm gar nicht und er ersann ein einfaches, aber wirksames Mittel. Er schuf viele Sprachen unter den Völkern, sodass sie einander nicht mehr verstanden. Und so sprach er: „Wohlan, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht mehr verstehen! “ [2] Weltweit gibt es 6.909 Sprachen. Selbst in der Europäischen Union (derzeitiger Stand) gibt es 23 Amtssprachen. Die Sprachenvielfalt kostet Verständnis, Wohlstand und Geld. Dies gilt natürlich auch in besonderem Maße für Bauprojekte. Heute nennt sich dieses Phänomen „Ökonomie der Sprache“ und ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen. Je mehr Sprachen gesprochen werden, umso höher ist das Risiko. Aber was war beim Turmbau zu Babel wirklich geschehen? Der damalige Projektleiter bewies Weitsicht und holte sich die besten Experten aus der ganzen Welt für seinen Turmbau. Logisch: Bei so einem Projekt will jeder dabei sein und so war das Recruiting ein Kinderspiel. Was er nicht bedachte war, dass die Experten eine unterschiedliche Mentalität und Sprache hatten. Wenn der Maurer dem Steinmetz sagte, dass er 5 Steine auf der Baustelle braucht, bevor ihm der Mörtel hart wird, erntete er nur verständnisloses Kopfschütteln. Solange sie das Fundament gemauert haben, war es noch nicht weiter tragisch. Als es aber weiter oben ab dem 20. Stockwerk knifflig wurde und eine enge Abstimmung notwendig war, hatten sie ein Problem. „Wie weit ist es denn noch bis zum Himmel? “, fragte der Vorarbeiter den Bauleiter. Dieser zuckte mit den Schultern, was so viel heißen sollte: „Ich habe Sie nicht verstanden.“ Das Desaster war vorprogrammiert. Es ging nicht weiter am Bau. Baustopp. Ende. So ist das mit der Sprachenvielfalt! Sie führt mehr zu Verwirrungen, als dass es dem Projekt zugutekommt. Unklare Ziele und Kommunikationsschwierigkeiten von international besetzten Expertenteams sind oft zum Scheitern verurteilt. Und wie entstand der Name Babel? Ganz einfach: Babel ist das alte Wort von Babbeln. Und da bei dem Turmbau zu viele Menschen eine unterschiedliche Sprache babbelten, entstand der Begriff: Turmbau zu Babel! Literatur [1] Altes Testament: 1. Buch Mose, Kapitel 11, Vers 4, www.wort-und-wissen.de/ bibel [2] Altes Testament: 1. Buch Mose, Kapitel 11, Vers 7, www.wort-und-wissen.de/ bibel Autorin Jacqueline Irrgang managt mit Herz und Verstand Projekte und hat sich auf Kundenservice spezialisiert. Sie ist studierte Wirtschaftsinformatikerin, diplomierter systemischer Coach sowie Executive Interimsmanagerin und schaut auf über 30 Jahre Projektarbeit zurück. Nach dem Motto „Projektmanagement mal ganz anders“ hat sie das Buch „Tatort Projekt“ veröffentlicht. Ihr Lebensprojekt: Sie möchte Service-Päpstin von Deutschland werden. Anschrift: E-Mail: j.irrgang@ccq.de Projektgeflüster Pst … schon gehört ? Der Turmbau zu Babel Autorin: Jacqueline Irrgang Beilagen in diesem Heft • ifmme Institut für moderne Managemententwicklung • oose Innovative Informatik AG • projektManagement aktuell - Jahresinhaltsverzeichnis • T. A. Cook & Partner Consultants GmbH Wir bitten um Beachtung. PM-aktuell_5-2015_Inhalt_01-100.indd 86 10.11.2015 13: 28: 09 Uhr