eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 28/1

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
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2017
281 Gesellschaft für Projektmanagement

Pst ... schon gehört? Der Bau des Panamakanals

11
2017
Jacqueline Irrgang
Mal angenommen, Sie leben Ende des 19. Jahrhunderts und wollen von New York nach San Francisco. Der Landweg ist zu gefährlich. Also nehmen Sie das Schiff. Was müssen Sie tun? Sie segeln die Ostküste der USA runter, an Mexiko und der Karibik vorbei. Dann umsegeln Sie komplett Südamerika und müssen dabei an Kap Hoorn vorbei. Dies ist eine ziemlich ungemütliche Gegend mit 320 Tagen Sturm und Regen im Jahr. Hier unten können Sie froh sein, wenn Ihr Schiff nicht gegen eines der berühmt-berüchtigten Riffe segelt und Sie als Wasserleiche enden. Wenn Sie das hinter sich haben, müssen Sie noch mal komplett die Westküste von Südamerika hoch, an Mittelamerika, der Westküste Mexikos und Kalifornien vorbei bis Sie endlich drei Monate später die San Francisco Bay sehen. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind gerade drei Monate unterwegs gewesen und jemand erzählt Ihnen, es gibt eine Abkürzung. Wäre das nicht wunderbar? Genau das dachten sich die Franzosen, die sich beim Bau des Suezkanals bereits ihre Sporen verdient hatten. Die Idee: An der mit 70 km schmalsten Stelle in Panama soll ein stufenloser Kanal gebaut werden.
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WISSEN 69 projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2017 Mal angenommen, Sie leben Ende des 19. Jahrhunderts und wollen von New York nach San Francisco. Der Landweg ist zu gefährlich. Also nehmen Sie das Schiff. Was müssen Sie tun? Sie segeln die Ostküste der USA runter, an Mexiko und der Karibik vorbei. Dann umsegeln Sie komplett Südamerika und müssen dabei an Kap Hoorn vorbei. Dies ist eine ziemlich ungemütliche Gegend mit 320 Tagen Sturm und Regen im Jahr. Hier unten können Sie froh sein, wenn Ihr Schiff nicht gegen eines der berühmt-berüchtigten Riffe segelt und Sie als Wasserleiche enden. Wenn Sie das hinter sich haben, müssen Sie noch mal komplett die Westküste von Südamerika hoch, an Mittelamerika, der Westküste Mexikos und Kalifornien vorbei bis Sie endlich drei Monate später die San Francisco Bay sehen. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind gerade drei Monate unterwegs gewesen und jemand erzählt Ihnen, es gibt eine Abkürzung. Wäre das nicht wunderbar? Genau das dachten sich die Franzosen, die sich beim Bau des Suezkanals bereits ihre Sporen verdient hatten. Die Idee: An der mit 70 km schmalsten Stelle in Panama soll ein stufenloser Kanal gebaut werden. Schon in der Planungsphase ist klar, dass der Panamakanal das größte, schwierigste und teuerste Infrastrukturprojekt jener Zeit werden wird. Also muss für den Job auch der weltweit beste Projektleiter jener Zeit und erfolgreiche Erbauer des Suezkanals, Graf Ferdinand de Lesseps, ran. Wir schreiben das Jahr 1879. Zu diesem Zeitpunkt ist Lesseps bereits 73 Jahre alt. So schafft er es, als Zugpferd 60 Millionen USD für das Projekt einzusammeln und die Panamakanal- Gesellschaft zu gründen. Es muss die gigantische Menge von 120 Millionen Tonnen Erde bewegt werden. Schon sehr bald wird Lesseps nicht nur zum Kanalgräber, sondern auch zum Totengräber: Jeden Monat sterben 350 Arbeiter an einer mysteriösen Krankheit. In der Sumpflandschaft Panamas gedeihen Gelbfieber und Malaria, deren Erreger noch unbekannt sind. Auf Anraten französischer Ärzte wird 1883 beim Bau des Kanals angeordnet, zum Schutz vor Malaria unter die Betten der Arbeiter Wassereimer zu stellen. Die Eimer werden allerdings zu Brutstätten der Malariamücken. Die Krankheit breitet sich erst recht rasend schnell aus. Rund um die Baustelle stehen Kreuze; Leichen werden in Essigfässern nach Europa verschifft, damit nicht noch mehr Kreuze aufgestellt werden müssen. 1884 sind schon 6.000 Tote zu beklagen. Lesseps bekommt das Projekt nicht in den Griff und hätte erkennen müssen, dass Panama nicht Suez ist. Er unterschätzt die Naturgewalten und den Dschungel. Die Panamakanal-Gesellschaft muss am 15.12.1888 Konkurs anmelden. Das Projekt mündet in einen riesigen Finanzskandal an der Pariser Börse. Es findet eine öffentliche Debatte in den Medien über das Projekt statt. In der Folge treten eine Reihe von Politikern zurück. Als ob das nicht schon genug wäre, stirbt Lesseps 1894 verarmt, da er sein ganzes Geld in den Panamakanal investiert hat. 1908, also ganze 14 Jahre später, kommt wieder Bewegung in das Projekt. Der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt kauft den Franzosen die Bauruine, die Maschinen und Rechte am Kanalbau für 40 Millionen USD ab. Es wird jedoch noch weitere zwölf Jahre dauern, bis die Amerikaner das von Lesseps begonnene Projekt zu Ende bringen. Die Vollendung des Panamakanals kostete 28.000 Menschen das Leben und verschlang 386 Millionen USD an Baukosten. Der Panamakanal hält damit einen traurigen Rekord in Sachen Größenwahn und Totalversagen.  Autorin Jacqueline Irrgang managt mit Herz und Verstand Projekte und hat sich auf Kundenservice spezialisiert. Sie ist studierte Wirtschaftsinformatikerin, diplomierter systemischer Coach sowie Executive Interimsmanagerin und schaut auf über 30 Jahre Projektarbeit zurück. Nach dem Motto „Projektmanagement mal ganz anders“ hat sie das Buch „Tatort Projekt“ veröffentlicht. Ihr Lebensprojekt: Sie möchte Service-Päpstin von Deutschland werden. Anschrift: E-Mail: J.Irrgang@ccq.de Projektgeflüster Pst … schon gehört ? Der Bau des Panamakanals Autorin: Jacqueline Irrgang Beilagen in diesem Heft • GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. • IBO Beratung und Training GmbH • ifmme Institut für moderne Managemententwicklung • oose Innovative Informatik eG Wir bitten um Beachtung.