PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.„Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“
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Ina Gamp
Bereits auf ihrem 1. Gesellschaftspolitischen Kongress im Januar 2015 initiierte die GPM eine Debatte: Welchen Beitrag kann Projektmanagement für die Zukunft des Standorts Deutschland leisten? Was ist zu tun, dass dieses Land zu einem Land der erfolgreichen Projekte wird? Als Ergebnis dieser Debatte hat die GPM ein Aktionsprogramm „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ als Diskussionsgrundlage für den 2. Gesellschaftspolitischen Kongress der GPM vorgelegt, der am 25. und 26. Januar 2017 in Berlin unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stattfand. Darin finden sich Empfehlungen an die Bundesregierung sowie an die Länder und Kommunen, durch die das Ziel einer substanziellen Verbesserung der Performance öffentlicher Projekte erreicht werden soll, ergänzt um konkrete Maßnahmen, mit denen die GPM – gemeinsam mit ihren Partnern – einen Beitrag zur Umsetzung leisten will.
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projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 KONGRESSE 15 nahmen, mit denen die GPM - gemeinsam mit ihren Partnern - einen Beitrag leisten will“, erläuterte Prof. Helmut Klausing. In seiner Einführung machte Norman Heydenreich, Hauptstadtrepräsentant der GPM und Moderator der Konferenz, die politische Bedeutung des Themas deutlich: Angesichts der Probleme öffentlicher Projekte zweifeln Bürger an der Fähigkeit von Staat und Verwaltung, die Zukunft des Landes zu gestalten und politische Ziele nicht nur zu formulieren, sondern auch umzusetzen. Im Wahljahr 2017 stellen sich die Fragen noch klarer: Wie kann das Vertrauen der Bürger in ihren Staat durch die erfolgreiche Umsetzung öffentlicher Projekte wiederhergestellt werden? Wie können Politik und Verwaltung mit der Komplexität der politischen Herausforderungen Schritt halten und neue Gestaltungskompetenz gewinnen? In den letzten Jahren hat sich nicht nur die Bedeutung von Projekten und deren Komplexität erhöht - durch digitalen Wandel, zunehmende Vernetzung und Beschleunigung -, auch das Projektmanagement hat sich weiterentwickelt: von einem Werkzeugkasten hin zu einem Führungsinstrument für Innovation und Wandel sowie für den Umgang mit Komplexität und Unsicherheit. Als zunehmend wichtig erkannt wurden Kommunikation, Zusammenarbeit, Führung und Teamkultur. Die Kommunikation mit den Stakeholdern wurde zur Königsdisziplin des Projektmanagements. Darüber hinaus ist die Projektgovernance als wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Projektmanagement ins Zentrum der Diskussion gerückt: Einbettung der Projekte in die Auftraggeberorganisationen, Rollen und Verantwortlichkeiten der Führungskräfte für die Projekte, transparente und angemessene Verantwortungsstrukturen. „Hier liegt der Schlüssel für erfolgreiche Reformen“, so Norman Heydenreich, „dafür braucht es aber auch eine Organisationskultur der Transparenz und der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit“. Wichtig sind positive Beispiele erfolgreicher großer und komplexer öffentlicher Projekte. Deshalb Vom Kongress zum Aktionsprogramm: „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ Autorin: Ina Gamp >> Für eilige Leser Bereits auf ihrem 1. Gesellschaftspolitischen Kongress im Januar 2015 initiierte die GPM eine Debatte: Welchen Beitrag kann Projektmanagement für die Zukunft des Standorts Deutschland leisten? Was ist zu tun, dass dieses Land zu einem Land der erfolgreichen Projekte wird? Als Ergebnis dieser Debatte hat die GPM ein Aktionsprogramm „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ als Diskussionsgrundlage für den 2. Gesellschaftspolitischen Kongress der GPM vorgelegt, der am 25. und 26. Januar 2017 in Berlin unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stattfand. Darin finden sich Empfehlungen an die Bundesregierung sowie an die Länder und Kommunen, durch die das Ziel einer substanziellen Verbesserung der Performance öffentlicher Projekte erreicht werden soll, ergänzt um konkrete Maßnahmen, mit denen die GPM - gemeinsam mit ihren Partnern - einen Beitrag zur Umsetzung leisten will. Am 25. und 26. Januar 2017 fand in Berlin der 2. Gesellschaftspolitische Kongress der GPM „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Konferenzzentrum des Ministeriums statt. Partner des Kongresses waren die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV), die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), die Initiative D21, der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB), der Deutsche Landkreistag, das Deutsche Institut für Normung (DIN) sowie die International Project Management Association (IPMA). Über 250 Entscheider aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft waren der Einladung der GPM und ihrer Partner gefolgt. In seiner Begrüßung der Teilnehmer stellte der Präsident der GPM, Prof. Dr. Helmut Klausing, den Kongress in den Zusammenhang eines von der GPM angestoßenen gesellschaftspolitischen Dialogs: „Bereits auf ihrem 1. Kongress ‚Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten‘ im Januar 2015 initiierte die GPM - im Rahmen ihres Engagements als gemeinnütziger Verein - eine gesellschaftspolitische Debatte: Welchen Beitrag kann Projektmanagement für die Zukunft des Standorts Deutschland leisten? Was ist zu tun, dass dieses Land zu einem Land der erfolgreichen Projekte wird? “ Seitdem wurde dieser Dialog mit Politik und Verwaltung in zahlreichen Diskussionsforen weitergeführt. Als Ergebnis hat die GPM ein Aktionsprogramm 2020 „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ vorgelegt. Darin finden sich Empfehlungen an Bund, Länder und Kommunen, durch die das Ziel einer substanziellen Verbesserung der Performance öffentlicher Projekte erreicht werden soll. „Diese Empfehlungen werden ergänzt um konkrete Maß- PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 15 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 16 KONGRESSE liche Meinung realisierbar“, so Christian Ahrendt, Vizepräsident des Bundesrechnungshofes. Der Mangel an qualifiziertem Personal, welches Bauvorhaben begleiten und umsetzen kann, wurde von mehreren Beteiligten als großes Problem benannt. Frau Reimold, Referatsleiterin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, ging darüber hinaus darauf ein, wie wichtig klare Entscheidungswege und Kompetenzen und kontinuierliches Risikomanagement sind. Die Grundlage dafür, dass diese Maßnahmen fruchten, sei, „dass sich in den Köpfen was ändert“. Ralf Poss, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), erläuterte: „Das BMUB sieht in einem qualifizierten Projektmanagement eine Kernkompetenz der Bundesbauverwaltung. In den Bauverwaltungen muss dazu eine projektorientierte Aufbauorganisation durchgesetzt werden.“ Dr. Wenzel, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Verteidigung, unterstrich die Bedeutung einer gelebten Risiko- und Transparenzkultur mit Blick auf die Veränderung von Berichtsprozessen und Verantwortungsstrukturen im Ministerium: „Es wurden umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Governance von Rüstungsprojekten und zur Beherrschung der Komplexität des Fähigkeitsspektrums der Bundeswehr erarbeitet.“ Standards für das Management und die Governance von Projekten, Programmen und Portfolios haben eine große Bedeutung für eine effiziente Gestaltung der Kommunikation und Zusammenmit hoher Priorität an der Entwicklung ihrer Projektmanagementkompetenzen. In Deutschland haben einige Ressorts der Bundesregierung bereits erste politische Initiativen ergriffen: So das Bundesministerium für Verteidigung mit seiner „Agenda Rüstung“, das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit seiner Reformkommission „Bau von Großprojekten“ sowie das Bundesministerium für Umwelt und Bauen mit seinem Konzept „Reform Bundesbau“. Das Bundesministerium des Innern hat mit seiner SOS-Methode und einem Kompetenzzentrum für IT-Großprojekte im Bundesverwaltungsamt ein wichtiges Angebot für alle Ressorts entwickelt. Mit den genannten Ministerien, dem Bundesverwaltungsamt und dem Bundesrechnungshof wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Erfolgsfaktoren für öffentliche Großprojekte erörtert - wie etwa die klare Definition von Verantwortlichkeiten, Anreizmodelle für Kooperation bei Projektvergaben und -verträgen oder die Förderung einer Risiko- und Transparenzkultur. Grundlage sei dabei, dass sich der „Stellenwert von Projekt-Know-how, vor allem auch bei den Führungskräften erhöht“, so Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamtes. Kompetenzzentren, welche die dazu erforderliche organisationale Kompetenz aufbauen und in der Organisation geeignete Standards und Richtlinien einführen, spielen eine wesentliche Rolle. Es wurde auf die Bedeutung von gutem Stakeholdermanagement eingegangen, denn „kein Großprojekt ist gegen die öffentbegann der Kongress mit der Keynote des Projektmanagers Detlef Obieray, der Erfolgsfaktoren des Projekts „Feste Fahrbahn im Gotthard-Basistunnel“, dem Preisträger des Project Excellence Award der GPM 2016, darlegte: eine ausführliche Vorprojektphase mit ausreichend Zeit und finanziellen Mitteln, in der Best Practice-Lösungen ausgewertet und Grundlagen für das Projekt geschaffen wurden, eine transparente, offene Kommunikations- und Arbeitsstruktur, die neuen Ideen und Querdenken Raum gab. Wesentlich war auch die konsequente Befolgung der Prinzipien: „die richtigen Leute an den richtigen Stellen“, Einsatz des gesunden Menschenverstandes, konsequente Prozessorientierung und -innovation sowie lösungsorientiertes Konfliktmanagement. Die offene Kommunikation, intern und extern, sowie der faire und wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitern - vom Ingenieur bis zum Betonfacharbeiter - wurde großgeschrieben. Herr Obieray betonte, dass die besten Anregungen zur Effizienzsteigerung von den Mitarbeitern an der Arbeitsfront kamen, was unter anderem möglich wurde durch die hohe Eigenmotivation aller am Projekt Mitwirkenden. Die internationale Perspektive wurde in einer Keynote des IPMA-Präsidenten Reinhard Wagner in die Diskussion eingebracht. Deutschland steht mit seinen Problemen bei öffentlichen Großprojekten nicht allein. Länder wie die USA, Großbritannien oder Norwegen haben bereits seit Jahren Konsequenzen daraus gezogen und arbeiten Prof. Helmut Klausing, Präsident der GPM, eröffnete den Kongress; Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 16 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 KONGRESSE 17 damit verbundenen Input für die öffentliche Verwaltung. Die Frage der Umsetzung des Digitalen Wandels stellt sich ressortübergreifend: Industrie 4.0 für das Wirtschaftssowie das Arbeitsministerium, Building Information Modeling für das Verkehrsministerium und das Bauministerium sowie Digitale Verwaltung für das Bundesinnenministerium. In allen diesen Feldern gibt es zum Teil überzogene Heilserwartungen an den Technologieeinsatz per se. Im Dialogforum Industrie 4.0 hat die GPM dazu ihre Thesen in den Raum gestellt: Die Chancen der Digitalisierungsprogramme werden nur mit gutem Management realisiert werden können. Die Diskussion ergab, dass es dafür einen kommunikativen Schub brauche, der den beginnenden Stimmungswandel beschleunige. „Projektmanagementkompetenz in Wirtschaft und Verwaltung ist ein wichtiger Ermöglicher für die digitale Transformation“, fasste der GPM Präsident im Dialogforum Industrie 4.0 zusammen. Und: Auch das Projektmanagement muss sich zur Nutzung dieser Chancen weiterentwickeln. In Dialogforum „BIM-Sala-BIM“ ging es um die Einführung der Technologie Building Information Modeling (BIM). Durch die Integration der Planung in einem digitalen Modell sollen frühzeitig Widersprüche festgestellt und eine hohe Transparenz für alle Beteiligten ermöglicht werden - als Grundlage für eine effektive Zusammenarbeit. Der Bundestagsabgeordnete Florian Oßner, Mitglied des Verkehrsausschusses, machte die Bedeutung der Mittelstandsförderung als wichti- Unterstützung der Politik „Öffentliche Projekte brauchen ein professionelles Projektmanagement. Das ist für die gesellschaftliche Akzeptanz und Gestaltungsfähigkeit unverzichtbar. Modernes Projektmanagement stellt sicher, dass öffentliche Projekte ihre Ziele erreichen und im Kosten- und Zeitrahmen bleiben. Teil des Managements politischer Großprojekte, wie zum Beispiel der Digitalen Agenda, muss außerdem die Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen sein. Nur so laufen die Prozesse offen und transparent“, so Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und Schirmherrin des Kongresses. Sie stellte im Rahmen ihrer Keynote die „Digitale Strategie 2025“ des Bundesministers für Wirtschaft und Energie vor und hob dabei die Bedeutung von Projektmanagement für die Umsetzung dieser Strategie hervor: Die digitale Transformation der Wirtschaft gut zu bewältigen, sei wichtig, weil sie über die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland entscheiden werde. Der letzte GPM Kongress vor zwei Jahren habe einen Anstoß gegeben, das Projektmanagement in der deutschen Verwaltung und Wirtschaft zu stärken. Im Anschluss an ihren Vortrag nahm die neue Wirtschaftsministerin das Aktionsprogramm „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ aus der Hand des Präsidenten der GPM, Prof. Klausing, entgegen und bedankte sich für die Erarbeitung eines Aktionsprogramms und den arbeit der Projektbeteiligten. In seiner Keynote hat Christoph Winterhalter, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Instituts für Normung e.- V. (DIN), „Management- und Governance- Standards als Standortfaktor“ in die Diskussion eingebracht: „Normen und Standards unterstützen erfolgreiche Unternehmen dabei, eine nachhaltige Führungs-, Risiko- und Transparenzkultur einzuführen und zu leben. In den DIN-Normenausschüssen Organisationsprozesse und Qualitätsmanagement, Statistik und Zertifizierungsgrundlagen werden Normen und Standards für Managementsysteme und Governance erarbeitet. Die Normungslandschaft im Bereich der Management- und Governance-Standards wird immer komplexer und heterogener. Deshalb ist es wichtig, von deutscher Seite zu agieren, statt nur auf Normungsanträge anderer Länder zu reagieren. Durch aktive Vorschläge ist eine Gestaltung der Normungslandschaft, aber auch einzelner Normen in diesem Bereich erreichbar. Die erfolgreiche Anwendung von Management- und Governance-Normen und -Standards wird immer mehr zu einem Standortfaktor. Daher ist die Vertretung deutscher Interessen und Erfahrungen nicht nur von hohem Nutzen, sondern auch wichtig für den Standort Deutschland.“ In einem nachfolgenden Dialogforum „Wer die Standards setzt, hat den Markt“ wurden die Frage nach dem Nutzen von Standards für Projekte und Möglichkeiten ihrer Mitgestaltung für Projektwirtschaft und Verwaltung diskutiert. Die Bedeutung einer modernen PM-Forschung wurde hervorgehoben. Christoph Winterhalter, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN); Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 17 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 18 KONGRESSE dern. Von den Herausforderungen und Besonderheiten in der ressortübergreifenden Steuerung einer derart komplexen Transformation berichteten Rolf Krost, Gesamtprojektleiter im Bundesministerium des Innern, und Horst Flätgen, Teilprojektleiter im Bundesministerium der Finanzen. In den insgesamt zwölf Dialogforen wurden weitere Aspekte und Anwendungsfelder des Kongressthemas intensiv diskutiert: In dem Dialogforum „Masterplan für die Integration - Governance des nationalen Flüchtlingsprojektes“ mit dem Leiter des Stabes Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration im Bundesinnenministerium Ulrich Weinbrenner sowie dem Landrat Tjark Bartels, dem Vertreter des Kompetenzteams Flüchtlings- und Integrationsmanagement der KGSt Andreas Pamp sowie der Leiterin des GPM Flüchtlingsprojektes Claudia Jahnke wurde der große Bedarf an der Kommunikation über Ebenen hinweg deutlich. Aus dem Kreis der Teilnehmenden brachten sich viele ein, die aus der Praxis von Jobcentern, Landkreisen oder Hilfsorganisationen Verbesserungspotenziale benennen konnten. Deutlich wurde: Projektmanagement kann helfen bei der Strukturierung der vorhandenen Maßnahmenlandschaft sowie bei der Problem- und Zielgruppenanalyse für die Entwicklung neuer Maßnahmen. Wesentlich dabei ist die Grundhaltung des Projektmanagements, den Wandel aktiv mit Blick auf Chancen und Risiken für alle Beteiligten zu gestalten. nen, einen leistungsfähigen, wirtschaftlichen, stabilen und zukunftsfähigen Betrieb sicherzustellen und ein attraktiver Arbeitgeber für IT- Fachpersonal zu bleiben. Dafür wird die IT der Bundesverwaltung standardisiert und in einem Dienstleistungsverbund konzentriert. Fast alle Geschäftsprozesse der gesamten unmittelbaren Bundesverwaltung werden sich dadurch veränges politisches Ziel bei der BIM-Einführung deutlich. In einer lebhaften Diskussion zwischen Auditorium und Podium wurde das Spannungsfeld zwischen den Erfolgsfaktoren von Großprojekten und den vergaberechtlichen Rahmenbedingungen klar: Die vielen Schnittstellen führen zu Umsetzungsproblemen in der Praxis und behindern auch die effektive Zusammenarbeit - das ideale Modell und die Wirklichkeit klaffen hier noch weit auseinander. Im Rahmen des Dialogforums wurde auch diskutiert, welche Voraussetzungen der Governance für die Einführung von BIM nötig und welche zusätzlichen Anforderungen an das Management von BIM-Projekten zu stellen sind. Die Teilnehmer äußerten Interesse, diese Diskussion im Rahmen einer GPM Fachgruppe fortzusetzen. Für den Bereich der Digitalen Verwaltung gibt es zurzeit ein Projekt in der Bundesverwaltung, das die bisherige Silostruktur massiv umgestalten will: Das bis zum Jahr 2025 geplante Projekt „IT- Konsolidierung Bund“ zählt zu den ambitioniertesten Vorhaben der Bundesregierung und hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Vision einer modernen Verwaltung zu realisieren. Ziele der Konsolidierung der Informationstechnik des Bundes sind, die Informationssicherheit vor dem Hintergrund steigender Komplexität zu gewährleisten, die Hoheit und Kontrollfähigkeit über die eigene IT dauerhaft zu erhalten, auf innovative technologische Trends flexibel reagieren zu kön- Übergabe des Aktionsprogramms der GPM an die neue Wirtschaftsministerin (v. l. n. r.): Brigitte Zypries, GPM Hauptstadtrepräsentant Norman Heydenreich, GPM Präsident Prof. Helmut Klausing; Foto: www.paulhahn.de Florian Oßner, MdB, auf dem Podium des Dialogforums „BIM-Sala-BIM“; Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 18 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 KONGRESSE 19 und leistungsfähigen Staat gerecht und können gleichzeitig den Anspruch der Gesellschaft auf hohe Standards in allen Bereichen - von der Rechtssicherheit über die Ökologie bis hin zur gesellschaftlichen Teilhabe - als positiven Standortfaktor erhalten.“ Als Koordinator der Bundesregierung für das Verhältnis zwischen Bund und Ländern - also als der Zuständige für die Steigerung der Effektivität und den Interessensausgleich im föderalen Staat - sehe er als einen zentralen Erfolgsfaktor bei großen Herausforderungen, „es frühzeitig als großes Projekt zu identifizieren und dann Strukturen zu schaffen, die die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen in unserem Staat oder auch in unserer Regierung ermöglichen“. In seiner Verantwortung für bessere Rechtsetzung und den Bürokratieabbau zeigte Prof. Braun am Beispiel der Flüchtlingskrise auf, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen bei neuen Herausforderungen hinterfragt werden müssen. Bei der Übergabe des Aktionsprogramms an Prof. Braun hat die GPM auch eine Überprüfung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für öffentliche Projekte - etwa durch den im Bundeskanzleramt angesiedelten Normenkontrollrat - empfohlen. dards und die Nutzung von Project Management Offices. Der Nutzen von Projektmanagement sollte auf allen Ebenen herausgestellt werden. Die Teilnehmer sprachen sich dafür aus, den Beruf des Projektmanagers zu schützen und Projekterfahrung als notwendige Voraussetzung für die Position des Projektleiters zur Regel zu machen. In der Diskussion wurde der Wunsch der Teilnehmer nach einer Evaluation des Status quo zur Einführung von Projektmanagement in ihren jeweiligen Behörden deutlich. Das Commitment der Leitungsebene zur Einführung von Projektmanagement wurde als wesentliche Voraussetzung für den Kulturwandel benannt. Prof. Dr. Helge Braun, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, erläuterte in seiner Keynote „Governance von komplexen ressortübergreifenden Projekten“: „Die schnelle und kosteneffiziente Umsetzung von großen Projekten ist absolut essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. In der Konkurrenz mit Ländern, die weniger komplexe regulatorische Rahmenbedingungen und eine weniger breite Stakeholder- Beteiligung haben, benötigen wir Steuerungskompetenzen, die diesen Mehraufwand durch Effizienzgewinne ausgleichen. So werden wir den Ansprüchen unserer Bürger an einen effizienten An einer Station des als World Café gehaltenen Dialogforums „Wie kommen wir in unserer Verwaltung zu einem professionellen Projektmanagement? “ wurde nach dem Nutzen eines systematisch und konsequent angewandten Projektmanagements gefragt: bessere Kommunikation, Transparenz, Reaktions- und Steuerungsfähigkeit, Qualität der Ergebnisse und Zufriedenheit der Stakeholder. Die Teilnehmer wünschten sich mehr Erfahrungsaustausch, klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten, die in der Praxis auch akzeptiert und gelebt werden. An der zweiten Station wurde diskutiert, was uns davon abhält, das Potenzial von Projektmanagement zu nutzen: bewegliche Zielvorgaben anstelle von klaren Festlegungen und Priorisierungen, hoher Zeitdruck, Entscheider kennen den Nutzen von Projektmanagement nicht und haben Angst vor Veränderungen. Vor dem Hintergrund dieser Faktoren wurde die Qualifizierung aller Ebenen als wichtig erachtet. Bei der dritten World Café-Station wurden Lösungsstrategien erarbeitet, die den Weg ebnen, wie Projektmanagement in Behörden eingeführt und dessen Potenzial vollumfänglich genutzt werden kann: Projektmanagementvorlagen (Tools), verbindliche Einführung von Stan- Michael Münzberg, Leiter der Fachgruppe „Projektmanagement in der öffentlichen Verwaltung“ bei der interaktiven Moderation in einem Dialogforum; Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 19 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 20 KONGRESSE teten Prof. Köhler und sein Team vor allem auch viel Überzeugungsarbeit: Denn Ärzte sehen Erhebungen und Evaluationen meist äußerst kritisch. Bei vergleichbaren Projekten waren die Projektleiter durchweg Ingenieure - und scheiterten an den ärztlichen Mentalitäten. Die Wahl eines Arztes als Projektleiter für Fontane war deshalb ein Schlüssel zum Erfolg des Projekts. Ebenso bemerkenswert ist die intensive Analyse, die für Prof. Köhler am Anfang stand: „Erst die penible Vorarbeit überzeugte mich, dass ich das Projekt selbst erfolgreich führen kann.“ sundheitswerten Veränderungen beim Patienten erkennt, die lebensrettend sein können. „Der hohe wissenschaftliche Aufwand, den Nutzen von Telemedizin nachzuweisen, war bisher eine der größten Hürden in Deutschland. Wir sind uns sicher, dass wir den Nutzen nun sichtbar machen können“, so Köhler. Zwei Bundesministerien, Forschungsinstitute, die Charité, die AOK und ein Team aus verschiedensten Köpfen - das Stakeholdermanagement im Projekt Fontane war sehr anspruchsvoll. In 15 Jahren kontinuierlicher Projektentwicklung leis- Preisverleihung Roland Gutsch Award Am Abend des ersten Kongresstages wurde der diesjährige Roland Gutsch Project Management Award an Prof. Friedrich Köhler, Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin an der Berliner Charité, für sein Projekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg - Fontane“ verliehen. Im Zentrum des Projekts steht der Test und die Einführung eines Frühwarnsystems, das durch die telemedizinische Erfassung von Ge- Übergabe des Aktionsprogramms der GPM an den Staatsminister im Bundeskanzleramt: GPM Präsident Prof. Helmut Klausing, Prof. Helge Braun, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, GPM Vizepräsident Jürgen Engelhardt (v. l. n. r.); Foto: www.paulhahn.de Prof. Helge Braun, Staatsminister im Bundeskanzleramt, Prof. Hasso Reschke, Vorsitzender der Jury des Roland Gutsch Awards, Prof. Friedrich Köhler, Preisträger Roland Gutsch Award 2017, Jürgen Engelhardt, Vizepräsident der GPM (v. l. n. r.); Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 20 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 KONGRESSE 21 sam mit der GPM für die Führungskräfte der Verwaltung entwickelt. Auf der Ebene der Länder ist die Freie und Hansestadt Hamburg Vorreiter mit der Weiterentwicklung ihres Projektwissenscenters zu einem Projekt Management Office. Markus Brockmann, Leiter des Referates Grundsatzfragen der Organisation, Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, fasste die Hamburger Erfahrungen zusammen. Am Beispiel der Elbphilharmonie verdeutlichte er, dass die einseitige Fixierung von Projektmanagern und Auftraggebern auf das jekten zeigen, dass die Management- und Steuerungskompetenz des öffentlichen Sektors gestärkt werden muss. Es ist ein vielversprechender Weg, mehr Energie zu investieren, mit den potenziellen oder jetzt schon agierenden Auftraggebern größerer Projekte ins Gespräch zu kommen, was sie als Mindset sowie als Methodikkoffer dafür brauchen.“ Dr. Eisvogel lud die anwesenden Vertreter der Zielgruppe auf dem Kongress zur Beteiligung an der Erstellung eines bedarfsgerechten Weiterbildungs- und Zertifizierungsangebots ein, welches die BAköV gemein- Schwerpunkte des zweiten Kongresstages waren die Kompetenzentwicklung in Staat und Verwaltung für das Management und die Governance von öffentlichen Projekten und die Frage nach förderlichen Rahmenbedingungen. Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) hat sich das Thema der Ausbildung von Führungskräften im Projektmanagement als strategischen Schwerpunkt vorgenommen. Die Überlegungen dazu trug der Präsident der BAköV, Dr. Alexander Eisvogel, in der Eröffnungs-Keynote vor: „Die Erfahrungen aus öffentlichen Großpro- Dr. Alexander Eisvogel, Präsident der BAköV; Foto: www.paulhahn.de Dr. Wolfgang Glitscher, GPM Fachgruppe „Projektmanagement an Hochschulen“, Dr. Antonio Piscopo, Programmmanager Teach First Deutschland, Sarah-Janina Khayati, Bildungsreferentin GPM, Kerstin Willmans, Global Goals Curriculum, Berlin (v. l. n. r.); Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 21 10.04.17 10: 33 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 22 KONGRESSE Sprache, die Teilhabe ermöglicht. Darüber hinaus sollten Promotoren identifiziert und gezielt eingebunden werden, um komplizierte Verfahren gut zu erklären. Hierbei kann auch neue Technik für die einfache Darstellung unterstützen. Des Weiteren wurde der Stand der Projektmanagementqualifikationen von kommunalen Führungskräften thematisiert. Es fehlt an Sensibilität für den Mehrwert von Projektmanagement und Schlüsselkompetenzen im kommunalen Projektmanagement. Deshalb ist eine Qualifizierung für die unterschiedlichen Größenklassen in Kommunen sowie der Städte- und Gemeindebund brachten die kommunale Sicht auch in die Abschlussdiskussion ein. Dazu gab es am ersten Tag auch ein eigenes Dialogforum: „Fit für die Vielfalt. Kompetenzentwicklung für das Management kommunaler Projekte“. Diskussionsschwerpunkt dieses Dialogforums war zum einen die richtige Einbindung und Ansprache von Stakeholdern über verschiedene zielgruppengerechte Kanäle. Denn in der kommunalen Projektlandschaft haben die Stakeholder eine enorme Bandbreite. Dafür braucht es eine gute Kommunikation und leichte leicht Messbare, nämlich Kosten und Termine, am Wesentlichen eines Projekts vorbei geht: Nutzen für die Stakeholder zu schaffen und dadurch deren Zustimmung zu gewinnen und zu erhalten. Eines der anschließenden Dialogforen vertiefte die Frage der Kompetenzen für eine wirksame Projektgovernance in der öffentlichen Verwaltung anhand von Good Practices. Auf kommunaler Ebene wird das Thema Kompetenzentwicklung durch die KGSt und den Deutschen Städte- und Gemeindebund mit Unterstützung durch die GPM vorangetrieben. Die KGSt Dr. Lutz Wenzel, Unterabteilungsleiter Bundesministerium der Verteidigung, Moderator Clemens Drilling, Präsidialrat GPM, Christoph Verenkotte, Präsident Bundesverwaltungsamt, Dr. Claudia Schlembach, Referatsleiterin Hanns-Seidel-Stiftung e. V., Jürgen Engelhardt, Vizepräsident GPM (v.-l.-n.-r.); Foto: www.paulhahn.de Abschlussdiskussion zum Aktionsprogramm (v. l. n. r.): KGSt-Vorstand Rainer Beutel, UAL Ralf Poss, BMUB, Norman Heydenreich, Moderator, Präsident Christoph Verenkotte, Bundesverwaltungsamt, Franz-Reinhardt Habbel, Sprecher des DStGB, GPM Vizepräsident Jürgen Engelhardt, BAköV-Präsident Dr. Alexander Eisvogel; Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 22 10.04.17 10: 33 REPORT 11 Anzeige PM-aktuell_2-2015_Inhalt_01-60.indd 11 27.03.2015 10: 39: 31 Uhr projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2017 jektabläufe auf Plattformen sichtbar gemacht werden müssen.“ Zum Stellenwert der erforderlichen Kompetenzentwicklung fasste Jürgen Engelhardt, Vizepräsident der GPM, zusammen: „Wir sehen Projektmanagement als ein an den Lebensphasen ausgerichtetes Aus- und Weiterbildungsprogramm.“ Die Chancen für die Verwaltung brachte Christoph Verenkotte, Präsident des Bundesverwaltungsamtes, auf den Punkt: „Die Einführung von Projektmanagement als Führungsinstrument kann einen gewünschten, notwendigen und tiefgreifenden Wandel in der Verwaltung und der Verwaltungskultur bewirken.“ Die GPM wird diese Erkenntnisse und Anregungen in die Weiterentwicklung und Umsetzung des Aktionsprogramms einbringen. Im Abschlusspodium tauschten sich die Kongresspartner auch darüber aus, wie sie und die Teilnehmer des Kongresses in einer konzertierten Aktion das Aktionsprogramm umsetzen können. Beispielhaft wurde dazu bereits zwischen der KGSt und der GPM eine Kooperation mit konkreten Maßnahmen vereinbart. Die Partner wollen auf dem nächsten Kongress im Januar 2019 einen Zwischenstand begutachten und das Programm nachjustieren - und auf dem Kongress im Januar 2021, gemeinsam mit der nächsten Bundesregierung, den Erfolg feiern. Autoren projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2016 20 KONGRESSE Schlagwörter Beschaffungswesen, Reformkommission öffentliche Großprojekte, Rüstungsprojekte, Vergaberecht Kompetenzelemente der ICB 4.0 1.02 Governance, Strukturen und Prozesse, 3.02 Anforderungen, Ziele und Nutzen, 3.03 Leistungsumfang und Lieferobjekte, 3.09 Beschaffung und Partnerschaften, 3.11 Risiken und Chancen Autorin Ina Gamp ist politische Referentin in der Hauptstadtrepräsentanz der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Anschrift: GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., Hauptstadtrepräsentanz, Hausvogteiplatz 12, 10117 Berlin, Tel.: 030/ 36 40 33 99-72, E-Mail: I.Gamp@gpm-ipma.de fasste Norman Heydenreich die Diskussion zusammen. Vergabe und Steuerung komplexer Projekte brauchen Rahmenbedingungen mit klaren Verantwortungsstrukturen, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und auf gemeinsame Ziele hin zusammenzuarbeiten. Das hat Auswirkungen auf den Vergabeprozess. Trotz der Unterschiede in den verschiedenen Ressorts und staatlichen Ebenen gibt es eine große Gemeinsamkeit der Problemlagen und Erfahrungen. Daher ist der ressortübergreifende Erfahrungsaustausch so wichtig. Die Diskussion hat auch gezeigt, dass das geltende Vergaberecht die Rahmenbedingungen für öffentliche Großprojekte in Deutschland eher erschwert. Im dem von Dr. Johannes Ludewig moderierten Expertengespräch am Abend „Privat und Staat im Dialog - Potenziale für Innovation und Bürokratieabbau“ wurde der Gesetzentwurf zur Vergaberechtsreform zum Teil kontrovers bewertet. Dr. Thomas Solbach, Referatsleiter Öffentliche Aufträge, Vergabeprüfstelle, Immobilienwirtschaft im BMWI, erläuterte den weiteren Ablauf des Gesetzgebungsverfahrens. Während der vorgelegte Gesetzentwurf im Herbst in die parlamentarische Beratung gehe, würden gleichzeitig die Verordnungsentwürfe zur Vergaberechtsreform erarbeitet. In beiden Prozessen hätten interessierte Verbände die Möglichkeit, ihre Sicht einzubringen. In der abschließenden Plenumsdiskussion und zahlreichen Einzelgesprächen sprach sich die GPM dafür aus, bei der anstehenden Reform die Rahmenbedingungen für den Erfolg von öffentlichen Großprojekten stärker zu berücksichtigen (siehe Kasten auf S. 18). sehen. Ein zu spätes Einbeziehen der Vergabestellen kann dazu führen, dass diese das Projekt nach seinem Start noch zu Fall bringen. Änderungen des Vergaberechts sollten nur in großen Abständen durchgeführt werden, da durch jede Änderung zunächst mehr Unsicherheit bei den zahlreichen Vergabestellen entstehe und es oft Jahre dauert, bis diese durch neue Rechtsprechung, Ausbildung und Erfahrung überwunden ist. Jörg Pekruhl, Oracle, sprach sich dafür aus, dass auch die Anbieter möglichst frühzeitig in die Kommunikation einbezogen werden sollen. Er wies darauf hin, dass Großprojekte - angesichts der hohen Komplexität - heute durch leistungsfähige IT-gestützte Projektmanagementlösungen unterstützt werden, die auch von den Vergabestellen genutzt werden könnten. Stefan Hiller, Jurist mit Spezialisierung auf Vergaberecht, wies darauf hin, dass bei Großprojekten das Risiko für Verzögerungen und Kostensteigerungen aufgrund ihrer Komplexität nicht ausgeschlossen, allerdings unter anderem durch folgende Erfolgsfaktoren reduziert werden könne: professionelles Projektmanagement mit stetiger Kosten- und Terminkontrolle, mehrere Gewerke unter Berücksichtigung der vergaberechtlichen Zulässigkeit unter einem Dach bündeln, eindeutige Leistungsvorgaben für die Auftragnehmer, rechtssichere Gestaltung der Projektverträge und hohe Kompetenz der Projektbeteiligten. Durch eine Vergabe und Steuerung öffentlicher Großprojekte, die den Zielen und Risiken angemessen ist, können die Voraussetzungen für den Projekterfolg maßgeblich verbessert werden, Von links nach rechts: Dr. Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrates, Dr. Veit Steinle, BMVI, Dr. Thomas Solbach, BMWI; Foto: www.paulhahn.de PM-aktuell_1-2016_Inhalt_01-68.indd 20 29.01.2016 8: 18: 30 Uhr Ina Gamp ist seit 2015 als politische Referentin bei der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. in Berlin tätig. In den Jahren 2004 bis 2008 war sie bei der Brücke/ Most-Stiftung zur Förderung der deutsch-tschechischen Verständigung und Zusammenarbeit in Dresden tätig. Anschließend arbeitete sie für die Advocacy Unit Tshwane Leadership Foundation, Pretoria (Südafrika). Von 2010 bis 2015 war sie Geschäftsführerin des Fördervereins Willy- Brandt-Zentrum Jerusalem e. V. in Berlin. Ina Gamp ist Osteuropawissenschaftlerin M.A. und interkulturelle Trainerin. Anschrift: GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., Hauptstadtrepräsentanz, Hausvogteiplatz 12, 10117 Berlin, Tel.: 030/ 36 40 33 99-72, E-Mail: I.Gamp@gpm-ipma.de notwendig - die GPM und die KGSt planen dies gemeinsam. Ein Lernen von Best Practice-Beispielen soll ermöglicht werden. Nicht zuletzt ging es um die organisationalen Rahmenbedingungen, Regelungen und Kompetenzen, die es in Kommunen braucht, um Projekte erfolgreich durchführen und steuern zu können: Benötigt werden klare Kompetenzverteilung und Verantwortlichkeiten auf verschiedenen Ebenen. Projekte brauchen Zeit, gelebte Standards, verlässliche Partner und professionelle Kooperationen. Fazit: Es wird bereits viel getan in Kommunen, aber die Kompetenzentwicklung sollte weiter gefördert und ausgebaut werden, um Projekte professionell umzusetzen. Das Dialogforum „Projektorientierte Transformation des Bildungswesens“ stellte die Chancen einer stärkeren Projektorientierung bei der Gestaltung von Lehre und Lernen in den Vordergrund. Projektmanagementkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für zukünftige Facharbeiter und Führungskräfte. Es fördert selbstständiges, interdisziplinäres und gemeinschaftliches Handeln, befähigt zur aktiven Gestaltung und wurde als „Essenz für systematische Selbstwirksamkeitserfahrungen“ bezeichnet. Wenn Schüler und Studierende später als verantwortungsvolle und gestaltende Akteure im Gemeinwesen wirken sollen, müssen Lernformen der Zukunft Handlungsmut und dafür geeignete Handlungskompetenzen befördern. Zu den notwendigen Kompetenzen gehören nicht nur Wissen und Handlungskompetenzen, sondern auch förderliche Haltungen und Werte. Dies wurde in einem Dialogforum „Werte und Organisationskulturen“ diskutiert. „Nur durch Kooperation, bei der alle Beteiligten freiwillig ihre Fähigkeiten und Stärken einbringen, können wir Positives bewirken und so die Zukunft gestalten“, so Jürgen Engelhardt, Vizepräsident der GPM. In der Abschlussdiskussion zum Aktionsprogramm 2020 stand neben der Frage der Kompetenzentwicklung auch die Frage nach projektfreundlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen im Fokus: etwa beim Vergaberecht, Haushaltsrecht, Laufbahn- und Besoldungsrecht. „Wir müssen Hierarchien abbauen, angemessene Strukturen entwickeln und Projektverantwortlichkeiten auch tariflich berücksichtigen“, so Ralf Poss, Unterabteilungsleiter im BMUB. Franz- Reinhard Habbel, Sprecher des DStGB, stellte die Notwendigkeit hoher Transparenz bei kommunalen Projekten heraus: „Das bedeutet, dass Pro- PM-aktuell_02-2017_InhaltV4.indd 23 10.04.17 10: 33