PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
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2018
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Editorial: Ungewissheit in Projekten. Next Practices
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2018
Martina Huemann
Yvonne Schoper
Katrin Reschwamm
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projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2018 cherheit in Projekten, den sogenannten „Unknown Unknowns“, und zeigen auf, welche Next Practices uns zur Verfügung stehen, um Ungewissheit in Projekten handhabbar zu machen. Dabei werden Methoden, Zugänge, aber auch eine neue Haltung im Umgang mit Ungewissheit präsentiert, die wir in den drei Forschungswerkstätten ausprobiert haben. So bunt wie die Teilnehmenden der D-A-CH-Forschungswerkstatt, so bunt sind auch die Beiträge, die wir für das Sonderthema zusammengestellt haben. Fritz Böhle, Eckhard Heidling, Astrid Kuhlmey und Judith Neumer erweitern in ihrem Beitrag „Ungewissheit in Projekten - neue Wege der Bewältigung“ das planmäßig objektivierende Handeln durch ein subjektivierendes Handeln. Am Beispiel der Improvisation im Jazz wird veranschaulicht, wie durch subjektivierendes Handeln der Umgang mit Ungewissheit in Projekten bewältigbar wird. Nina Trobisch und Dieter Kraft zeigen in ihrem Beitrag „Mit Ungewissheit Projekte meistern: Die Kraft narrativer Muster und künstlerischer Prozesse“, was Projektmanager aus einem proaktiven und künstlerischen Zugang lernen können. Der Beitrag erläutert ein Prozessverständnis, das archetypische Weisheit mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und kulturellen Bildwelten zusammenführt: das Heldenprinzip ® . Dieser Artikel trägt dazu bei, Ungewissheit in Projekten couragiert anzupacken: fühlend, spürend, analytisch, erkundend und experimentell. Yvonne Schoper und Martina Huemann plädieren für ein Umdenken im Umgang mit Ungewissheit. Sie zeigen, dass Projektmanager im Westen und im Osten sich durch unterschiedliche Einstellungen zu Ungewissheit unterscheiden und dass eine positive Herangehensweise und Haltung im Projektmanagement hilft, die Potenziale für Veränderungen in der Ungewissheit zu entdecken und dadurch Veränderungen proaktiv zu gestalten. Pao Siermann beschreibt in seinem Beitrag einen innovativen Beratungsansatz, der auf dem Konzept der chinesischen „Fünf Elemente“ basiert und sich für komplexe Systeme wie Projekte anwenden lässt. Der Autor gewährt einen Einblick in die chinesische Kultur und deren Verständnis für Prozessdynamiken. Dieses Verständnis kann hilfreich sein, um Entwicklungstendenzen in Projekten frühzeitig einzuschätzen und darauf zu reagieren. Ungewissheit in Projekten: Next Practices Die 2014 erstmals als D-A-CH-Veranstaltung stattgefundene Forschungswerkstatt hat sich zwischen 2014 und 2016 mit dem spannenden, für Projektmanagerinnen und Projektmanager zunehmend wichtigen Themenkomplex „Umgang mit Komplexität und Ungewissheit in Projekten“ beschäftigt. In drei jeweils zweitägigen Veranstaltungen in Berlin und Wien haben die Teilnehmenden aus den drei deutschsprachigen Schwestergesellschaften GPM, pma und spm diskutiert, experimentiert und analysiert, was Ungewissheit in Projekten ausmacht und wie wir damit im Projektmanagement besser umgehen können. Als „Werkstatt“ wird eine Arbeitsstätte bezeichnet, in der es gilt, eine Aufgabe mit entsprechenden Werkzeugen zu bewältigen. Eine Werkstatt ist auch eine Zusammenkunft von Expertinnen und Experten zum Lösen von Problemen oder zum direkten Üben am Thema. Das ist die Idee, die der Forschungswerkstatt zugrunde liegt: mit neuen Methoden zu experimentieren, andere Vorgehensweisen in einem geschützten Raum auszuprobieren, Erfahrungen mit neuen Vorgehensweisen zu machen und dadurch andere Perspektiven zu erlangen. Das Reflektieren der eigenen Denk- und Arbeitsweisen, das Diskutieren innovativer Theorien eröffnet andere Sichtweisen und dadurch neue Handlungsmöglichkeiten. Die D-A-CH-Forschungswerkstatt ist ein Experimentierraum, in dem Praktiker, Lehrende und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz interdisziplinär zusammenarbeiten, um für das aktuelle Projektmanagement innovative Vorgehensweisen und Lösungsansätze zu entwickeln und zu erproben. Die Phasen zwischen den Forschungswerkstätten dienen dazu, in interdisziplinären Arbeitsgruppen die Erfahrungen im Projektalltag anhand der neu kennengelernten Methodiken zu reflektieren und neue Erkenntnisse zu generieren, die wiederum als Basis für die kommenden Forschungswerkstätten dienen. Die Zielsetzung dieses projektManagement aktuell-Sonderthemas ist es, einige ausgewählte Highlights der D-A-CH-Forschungswerkstätten 2014- 2016 allen Praktikerinnen und Praktikern der GPM, pma und spm zugänglich zu machen. In der vorliegenden projektManagement aktuell-Ausgabe haben wir einen Ausschnitt der Ergebnisse dieser Veranstaltungsreihe aufbereitet und zusammengefasst. Dabei konzentrieren wir uns auf Unsi- 02 EDITORIAL projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2018 Mit Komplexität hat auch der Beitrag von Hasso Reschke, Lorenz Schneider und Gregor Oleniczak (Commercial Project Management - terra incognita? ) zu tun. Die Autoren vertreten die Ansicht, dass bei Bau- und Lieferprojekten auch im nicht technischen Bereich die Komplexität steigt. Um die dadurch drohende Überforderung des technischen Projektleiters zu verhindern, haben sie ihr Konzept „Commercial Project Management“ entworfen (vgl. auch die entsprechende Buchbesprechung in Heft 5/ 2017), das die kaufmännischen Aufgaben in einer Hand zusammenfasst und deren Erfüllung koordiniert. Björn Wagner (Einführung eines Reporting-Systems im Airbus-A350-XWB- Flugzeugentwicklungsprogramm) erläutert, wie er den administrativen Aufwand beim Erstellen von Berichten mit PowerPoint verringert hat und wie damit aktuellere Informationen erzeugt werden. Mey Mark Meyer (Mindmanager 2018 - Projektmapping oder Mindmanagement? ) bespricht ein Programmsystem, das zunehmend neue Anwendungsbereiche erschließt und den Projektalltag leichter macht. Projektmanager trotz Ungewissheit mit Projekten die Zukunft erfolgreich gestalten können. Die Expertinnen und Experten teilen ihre Erfahrungen und Beobachtungen und geben Auskunft, wie Gestalter der Zukunft Ungewissheit als eine Chance und weniger als Bedrohung wahrnehmen können. In dem Beitrag „Tipps für den Umgang mit Ungewissheit in Projekten“ fassen Teilnehmende der D-A-CH-Forschungswerkstatt ihre Erfahrungen und Beobachtungen in Statements zusammen. Wir bedanken uns bei Herrn Schelle für die Möglichkeit dieses Sonderthemas und wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viele Anregungen für Ihre eigene Praxis, damit Sie in der Ungewissheit die Chance für Ihre Projekte entdecken! Zunächst mein Dank an alle Akteure der Forschungswerkstatt und ganz besondere Anerkennung für Frau Huemann, Frau Schoper und Frau Reschwamm. Ich freue mich über diese Publikation. Wir brauchen solche Forschungsaktivitäten und entsprechende Veröffentlichungen auch in Zukunft, um unsere Disziplin weiterzubringen. Unser Präsident hat mir ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass er solche Initiativen sehr zu schätzen weiß. Was muss ein Projektmanager können und wissen? Zehn Jahre lang hat die ICB 3 die Kompetenzen für erfolgreiche Projektarbeit festgelegt. Nun kommt die ICB 4. Die neue Individual Competence Baseline wird vieles beim Projektmanagement verändern. Schon ab 1. Juli 2018 wird die GPM nach der ICB 4 zertifizieren. Dr. David Thyssen und Klaus Pannenbäcker erklären die Neuerungen im Interview - und erläutern, was auf zertifizierte Projektmanager zukommt. Zu den weiteren Aufsätzen dieses Hefts: Roland Alter (Brexit und die Mondlandung) vertritt in seinem originellen, mit vielen Belegen unterfütterten Beitrag die These: „Wo es der NASA gelingt, die Komplexität durch systematisches Projektmanagement zu bezwingen, ist der Brexit durch Verdrängung der Komplexität, Wunschdenken und unzureichendes Projektmanagement gekennzeichnet.“ Kurz: ein Katastrophenprojekt. Martina Huemann, Daniela Andratsch und Claudia Ringhofer nehmen in ihrem Beitrag eine systemische Perspektive ein und positionieren Systemaufstellungen als Next Practice für den Umgang mit Ungewissheit in zunehmend komplexeren Projektstakeholder-Landschaften. In seinem Kurzbeitrag „Hinter den Kulissen: Funktionsweise und Geschichte der Forschungswerkstatt“ gibt Stephen Rietiker, der von 2008 bis 2015 maßgeblich an den Forschungswerkstätten beteiligt war, einen informativen Einblick in die Geschichte dieses besonderen Veranstaltungsformats. Das Interview mit den deutschen, österreichischen und Schweizer Projektmanagementexperten Prof. Daniel Baumann, Yvonne Horst, Raimo Hübner und Brigitte Schaden geht der Frage nach, wie Projektmanagerinnen und EDITORIAL 03 Martina Huemann, pma Yvonne Schoper, GPM Heinz Schelle Katrin Reschwamm, spm Und außerdem in diesem Heft …
