PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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UVK Verlag Tübingen
0301
2018
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Glückwünsche von Weggefährten
0301
2018
Hasso Reschke
Reinhard Wagner
Klaus Pannenbäcker
Clemens Drilling
Hans Georg Gemünden
Nino Grau
Hans Knöpfel
Thor Möller
Roswitha Müller-Ettrich
Günter Rackelmann
Brigitte Schaden
Yvonne Schoper
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GRATULATION 05 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2018 Ich kenne Heinz Schelle länger, als ich ihn nicht kenne Heinz Schelle zum 80.: Wie würdigt man jemanden wie Heinz Schelle gebührend? Als mir sein kommender Geburtstag bewusst wurde, dachte ich: Jetzt kenne ich ihn schon länger, als ich ihn nicht kenne! Und 40 Jahre kennen wir uns wirklich. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn ich ihn anrufe. Bevor ich noch etwas sagen kann, sagt er schon: „Ich weiß schon, was du sagen willst.“ Meist haben wir auch dieselbe Meinung - wie zum Beispiel in der jüngsten angespannten Situation in der Führung der GPM. Meine Kollegen hier im Heft werden sicher seine vielfältigen Leistungen und Verdienste für die GPM (seit 39 Jahren) und für Projektmanagement (noch deutlich länger) generell würdigen. Dem schließe ich mich aus voller Überzeugung an. Bei mir kommt hier aber ein anderer Heinz Schelle: Er ist ein überzeugter Bayer, aber einer von den progressiven: verbunden mit seiner Heimat, aber vieles durchaus kritisch begleitend. Er ist Geschichts- und Lokalforscher, und das fundiert: Seine Bücher über Bauernschicksale im 18. Jahrhundert, seine Fernsehbeiträge und seine fachkundige und sorgfältige Zusammenstellung musealer Sammlungen haben ihm manche verdiente offizielle Ehrung eingebracht. Und auch in der Kommunalpolitik hat er sich engagiert (das bringt in Bayern durchaus auch handfestes Streiten mit sich). Auch zu Projektmanagement beschreitet er neue Wege: jungen Menschen in der Schule PM nahezubringen. In der Initiative „Jugend engagiert sich“ der Kiwanis-Vereinigung, Sektion Garmisch- Partenkirchen, werden von Schülern aus Mittel- und Realschulen (meist soziale) Projekte bearbeitet, zum Beispiel die Brücke zwischen Schule und Seniorenheim (Mittenwald) oder die Entwicklung eines Brettspiels, damit Flüchtlingskinder ihre neue Bleibe spielerisch kennenlernen (Oberammergau). Heinz hat dafür gesorgt, dass die Projekte professionell mit Methoden des Projektmanagements erarbeitet werden. Auf sein Betreiben hat sich hier auch die GPM engagiert und verleiht für die erfolgreichen Projekte offizielle Zertifikate. „Win-win-win“ möchte man ausrufen: Die Schüler sind hoch motiviert (und kommen in 10 bis 15 Jahren als Projektleiter im Beruf an), die GPM zeigt sich praktisch und zum Anfassen vor Ort, und für Heinz bringt es wiederum die Genugtuung zu zeigen, wie man aus vielen Fäden ein festes Seil flechten kann. Das alles ist Heinz Schelle. Aber nicht allein: Hinter ihm oder besser neben ihm steht seine Frau Traudl, mit allem, was Heinz angeht, ebenfalls befasst, in allem, was Heinz tut, ebenfalls engagiert, bei allem, was Heinz ausmacht, ebenfalls einbezogen. Beide feiern jetzt ihren 80. Geburtstag, beide können stolz sein auf sich und was sie getan und erreicht haben, beide sollen noch möglichst lange und gut weiter zusammenleben. Herzlichen Glückwunsch von Eurem langjährigen Weggefährten und Freund Prof. Hasso Reschke GPM Ehrenvorsitzender Viele Bilder aus den ersten Tagen der GPM Wie beschreibt man jemand wie Heinz Schelle am besten? Vielleicht mit „Urgestein aus Bayern“, „Gründervater der GPM“ oder „Chefredakteur der projektManagement aktuell“. Doch das allein wird Heinz Schelle sicherlich nicht gerecht. Als IPMA- Präsident hatte ich die Aufgabe, das 50. Jubiläum der IPMA mit einer Festschrift und einer Würdigung während des Weltkongresses in Panama vorzubereiten. Dabei bekam ich viele Bilder aus den ersten Tagen der IPMA zu Gesicht, auf denen Heinz Schelle immer wieder prominent abgebildet ist, zumeist mit Roland Gutsch und Hasso Reschke, mit denen er 1979 auch die GPM gegründet hat, damals im Zusammenhang mit dem 6. Weltkongress der IPMA, die damals noch „INTERNET“ hieß, abgeleitet aus der Bezeichnung „INTERnational NETwork planning“. Das Interesse von Heinz Schelle am Projektmanagement ließ nach dem sehr erfolgreichen Weltkongress nicht nach. Im Gegenteil, in den Folgejahren nahm er sich der Publikation von Grundlagenwerken des Projektmanagements an, beispielsweise mit Hasso Reschke und Reinhardt Schnopp das Handbuch Projektmanagement, regelmäßige Beiträge zu den Jahrestagungen der GPM (die bis heute ihre Tradition in Form des PM Forums haben) sowie die Loseblattsammlung im TÜV Media Verlag, die bis heute existiert. Bereits 1996 kam sein Standardwerk „Projekte zum Erfolg führen“ im Deutschen Taschenbuchverlag heraus, aktuell in der nunmehr 7. Auflage, eine Erfolgsgeschichte für sich. Doch nicht nur das Projektmanagement hatte es ihm angetan. Mit der Veröffentlichung der „Chronik eines Bauernlebens vor zweihundert Jahren“ beweist er sein Interesse an der Heimatkunde. Dass Heinz Schelle seit einer gefühlten Ewigkeit Chefredakteur der projektManagement aktuell ist, mag nur folgerichtig erscheinen. Er liest mit einem gehörigen Maß Akribie neue Fachbücher und rezensiert diese ganz im Sinne der Projektmanager in Praxis, Forschung und Beratung. Er prüft eingereichten Zeitschriftenbeiträge auf Herz und Nieren, um die Qualität der von der GPM herausgegebenen und im gesamten deutschsprachigen Raum gelesenen Publikation stets weiter auszubauen. Eines Tages besuchte ich Heinz Schelle in seinem Haus in Oberau und konnte persönlich beobachten, wie ein großer Stapel neuer Bücher und Beiträge auf dem Schreibtisch seiner Bearbeitung entgegensah. Mit diesen Tätigkeiten endet das Engagement von Heinz Schelle bei Weitem nicht. Er war bei nahezu allen PM Foren der GPM im Programmkomitee vertreten und als Chairman für jeweils einen Stream verantwortlich - bezeichnenderweise zumeist für den Stream über Innovation und Trends im Projektmanagement. Als Mitglied im Zum 80. Geburtstag von Chefredakteur Prof. Heinz Schelle Glückwünsche von Weggefährten 06 GRATULATION projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2018 GPM Forschungsbeirat half er wichtige Forschungsprojekte anzuschieben und das Forschungsnetzwerk gezielt auszubauen. Auf Regional- und Aktiventreffen war Heinz Schelle immer gefragter Ratgeber, und dies wird er auch immer bleiben. Einen Ruhestand kennt er immer noch nicht, mal sehen was bis zu seinem 90. Geburtstag noch alles an frischen Taten dazukommt … Heute gratuliere ich herzlich zum Geburtstag und wünsche dem Jubilar alles Gute und weiterhin frohes Schaffen! Reinhard Wagner GPM Ehrenvorsitzender und IPMA Chairman of the Council Heinz Schelle ist jetzt auch 80 Jahre alt Mein erstes Treffen mit unserem Jubilar fand 1970 in seinem Büro bei Siemens in München statt. Seine Adresse bekam ich von einem Siemens-Senior, der von sich behauptete, was Rang und Namen im Hause Siemens hat, kenne er. - Ich hatte meinen neuen Arbeitsplatz in Erlangen bei der Kraftwerkunion gefunden. Gerade kam ich heim von meiner ersten USA-Reise mit dem Ziel: Erkunden Sie, wie die Amerikaner ihre Kraftwerke managen. In München traf ich einen durchaus sympathischen Gleichalterigen. Unser Gespräch rutschte in die Richtung: Lass mich einmal berichten, was mich hier beschäftigt. Auch diese Gesprächsrichtung zeigte nur wenige Erfolge, bis mich mein Gegenüber urplötzlich fragte: „Was wollen Sie eigentlich von mir? “ - Erst dann konnte ich ihm unterbrechungsfrei meine Wünsche vortragen. „Und das wollen Sie alles allein machen? “ - „Nicht ganz, ich kann mir noch ein Team zusammenstellen.“ - „Unter uns beiden gesagt, können Sie nicht anders Ihr Geld verdienen? “ - Mich erschreckte seine Direktheit und ich antwortete fast trotzig: „Das ist meine Welt. Ich will der Erste sein, der auf einer Großbaustelle mit einem Rechner das Lager von 300 Lieferanten führt, die Termin- und Einsatzplanung entwirft, die technische Dokumentation endlich einmal ,as built‘ organisiert, natürlich die Kosten aktuell und zeitnah kontrolliert und unseren Hotelbetrieb in der Wüste steuert.“ Später, als wir im GPM Vorstand nebeneinander saßen, kam noch ein dritter bewundernder Ausspruch vom Jubilar dazu: „Ich verstehe das nicht, aber es klingt gut. Ich vertraue Dir.“ Die Laudatio ist unvollständig, ohne seine Verwurzelung mit der Heimat zu erwähnen. Mich hatte die Lebensgeschichte eines Flößers auf der Isar begeistert. Es war typisch für Heinz Schelle, einen Menschen mit seiner Arbeit zu beschreiben, ohne dessen Schweiß nicht ein München an der Isar entstehen konnte. Er liebt das Besondere, nicht das Einmalige. Dazu zähle ich auch seine wöchentliche Teilnahme am Stammtisch. Hier schien er jung zu bleiben, auch wenn ihn manchmal der Bürgermeister verfluchen mochte. Das umso mehr, als er einen eigenen Fußgängerübergang mit Ampel zwischen seinem Wohnhaus und dem Gasthaus gebaut bekam. Nicht vergessen darf ich seine Freude für Loblieder in antiker Hexameter Dichtkunst. Mit dererlei Dichtkunst erfreute er den Gelobten und seine Freunde. So war es auch selbstverständlich, dass er bei unseren Wanderungen die Zertifikate der gelungenen Weiterbildungen persönlich würdigte. Lieber Heinz, ändere Dich nicht. Das passt nicht zu Dir. Klaus Pannenbäcker GPM Ehrenvorsitzender Der Wissensdurstige mit seiner Liebe zum „Neuen“ Der Weg kann lang und steinig sein, bis sich neue Ideen durchsetzen. So auch beim Projektmanagement. „Haben wir doch schon“, „Ist das wissenschaftlich? “ oder auch „Wozu brauchen wir das denn jetzt? “ - das waren (und sind noch! ) die typisch ablehnenden Worte. Wie es Mahatma Gandhi einmal ausdrückte: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen Prof. Heinz Schelle mit Gattin Edeltraud; Foto: Hasso Reschke GRATULATION 07 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2018 sie dich und dann gewinnst du.“ Für die Weiterentwicklung von Projektmanagement - wie auch unserer ganzen Gesellschaft - brauchen wir Menschen, die gerade dem Neuen eine Chance geben und ihm den Weg ebnen. Also Menschen, die - angesehen und geschätzt im Etablierten - sich die Leidenschaft und die Wissbegier für das Neue erhalten. Die dem Neuen mit Wohlwollen und Interesse begegnen, es klug und offen hinterfragen und ihm Plattformen zum Diskurs bieten. Prof. Heinz Schelle ist für mich einer dieser Menschen, geradezu der Prototyp für diesen Menschentyp. Er ist der Projektemacher hinter den Projektemachern. Er trennt nicht, sondern er verbindet und vernetzt. Seit vielen Jahren bietet er uns als Chefredakteur von „projektManagement aktuell“ (immerhin die größte Fachpublikation im Projektmanagement im deutschsprachigen Raum und ein D-A-CH-Gemeinschaftsprojekt) eine Plattform des Austauschs, für Konzeptionelles ebenso wie für ganz praktische Erfahrungen. Ich liebe seine Rezensionen, in denen er auf klare und deutliche Art Neuerscheinungen im Projektmanagement kommentiert. Ebenfalls seit vielen Jahren verantwortet Heinz Schelle das Thema „Trends im Projektmanagement“ auf dem PM Forum, immerhin Europas bedeutendstem Fachkongress für Projektmanagement. Viele neue Ideen, die in den mehr als 30 Jahren auf dem PM Forum ihren Anfang nahmen, sind heute längst Standard im PM-Alltag. Und schließlich sein vielleicht größtes Projekt für uns Projektmacher (und immerhin stehen Projektmacher ja per definitionem für das In-die- Welt-bringen des Neuen): Heinz Schelle war Mitbegründer der GPM als gemeinnützigen Verein. Damit hat er uns Projektemachern seit fast 40 Jahren in Deutschland eine Heimat gegeben - eine Heimat, die Neuem immer wieder die Chance der Reibung bietet. Die qualitativ anspruchsvollen Diskurs ermöglicht. In der sich Projektmanagement immer wieder mit Neuem ergänzt und Weiterentwicklung ermöglicht. Im vergangenen Jahr hatte ich Gelegenheit, seine Offenheit für neue Wege in einer schwierigen Situation unseres Vereins persönlich erleben zu dürfen. Er hat mit seinem Gründungskollegen Prof. Hasso Reschke maßgeblich dazu beigetragen, dass Das-neue-Denken möglich war, sich manifestieren konnte und sich schließlich zu einem entscheidenden Entwicklungsschritt für unseren Verein entwickelte. Ich war damals sehr von seinem Angebot gerührt, zukünftig das „Du“ zwischen uns zu gebrauchen. Vielen Dank für alles, lieber Heinz. Bitte erhalte Dir Deinen wohlwollenden Wissensdurst. Clemens Drilling Vorsitzender des Präsidialrats der GPM Dieses Lebenswerk wird weiter wirken Es ist mir eine besondere Freude und Ehre, meinen Kollegen Heinz Schelle als Herausgeber zu würdigen. Die von ihm gegründete und herausgegebene Zeitschrift „projektManagement aktuell“ hat mich als Autor und Leser drei Jahrzehnte begleitet und stets gehalten, was ihr programmatischer Titel verspricht: Sie war stets aktuell, informativ und fachlich fundiert. projektManagement aktuell ist nicht nur für die Mitglieder und Mitgliederinnen der GPM ein zentrales Bindeglied zu ihrer Fachgesellschaft. Die PM aktuell erreicht vor allem einen sehr hohen Prozentsatz der im Projektmanagement tätigen Menschen - und das sind sehr viele -, verbringen wir doch gut ein Drittel unserer Arbeitszeit in Projekten. Außerdem ist die PM aktuell für eine wachsende Zahl unserer Studierenden, Promovierenden und Lehrenden im Projektmanagement eine Pflichtlektüre. Wie schafft man es, eine solche Reichweite zu erzielen? In dem man gute Produkte liefert: „Content is King“, sagen die Publikationsprofis aus den Verlagen. Wie erkenne ich die richtigen Themen, wie finde ich gute Autoren und Autorinnen, die auf diesen Themenfeldern kompetent sind und packend schreiben können? Wie kann ich die Entwicklung von Themen fördern, die für die Leser und Leserinnen der Zeitschrift wichtig sind? Dies erfordert Talent, Hingabe, Netzwerke und einen langen Atem. Als ehemaliger Herausgeber des Project Management Journals teile ich mit Heinz Schelle die Erfahrung, dass es schwierig ist und man einen steinigen Weg zurücklegen muss, um eine Zeitschrift nachhaltig mit guten Artikeln zu füllen, dass es schwierig ist, einen guten Verlag zu finden, und dass es schwierig ist, für eine gut fundierte Fachzeitschrift die erforderliche Unterstützung zu finden, insbesondere in Zeiten „alternativer Wahrheiten“, wo konkurrierende Produkte, die mehr Wert auf Unterhaltung als auf Fundierung legen, stark nachgefragt werden. Umso mehr danke ich Heinz Schelle für dieses Lebenswerk. Es wird weiter wirken. Prof. Hans Georg Gemünden Unendliches Wissen und voller Begeisterung Lieber Heinz, vor 20 Jahren haben sich unsere Wege gekreuzt. Als einer der GPM Gründer bist Du nach vielen Jahren Vorstandstätigkeit aus dem Vorstand ausgeschieden, um „etwas langsamer“ zu machen. Ich dagegen bin an diesem Tag zum ersten Mal in den Vorstand gewählt worden. Dein „langsamer machen“ war wohl nicht ganz wörtlich gemeint und so sind wir uns immer wieder begegnet. Beeindruckt hat mich neben Deinem unendlichen Wissen über das Projektmanagement ganz besonders Deine Art, mit Menschen umzugehen. Bei einer riskanten Entscheidung waren wir „mit einem blauen Auge“ davongekommen. Der zuständige Kollege versuchte, dies zu einem „Sieg“ umzudefinieren nach dem Motto „Das war eine mutige Entscheidung und mit etwas Glück ist es uns dann doch gelungen …“. Man sah es Dir an, dass Dich dieses Schönreden genervt hat. Anstatt den Konflikt zu eskalieren, sagtest Du nur ganz trocken: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.“ - ein Zitat aus dem Buch „Die Tante Jolesch“ von Friedrich Torberg. [1] Bei einer Tagung, an der Du mal wieder maßgeblich beteiligt warst, hatte ich eine Studentin für das Organisationsteam engagiert. Nach getaner Arbeit saßen wir am Abend locker zusammen, besprachen einige wichtige Themen und haben aber auch viel gelacht. Kurz danach traf ich die Studentin in der Hochschule und sie verkündete, dass sie Dein von mir empfohlenes Buch „Projekte erfolgreich managen“ in wenigen Tagen ganz gelesen hätte. Offensichtlich habe ich sie etwas fragend angeschaut, sodass sie sich genötigt fühlte, es näher zu erklären. Sie meinte, dass man als Student nicht alle empfohlenen Bücher lesen könnte, aber: „Nachdem ich diesen Prof. Schelle persönlich erlebt habe, bin ich auf das Buch neugierig geworden. Einmal angefangen zu lesen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Es begeistert einfach für das Projektmanagement.“ Ich denke, sie hat, wenn auch unbewusst, im Namen vieler gesprochen, die sich von Dir mit Begeisterung für das Projektmanagement haben anstecken lassen. Dafür herzlichen Dank. Zu Deinem 80. Geburtstag wünsche ich Dir alles Gute, Glück und Zufriedenheit. Möge Dir die Gesundheit erhalten bleiben für all die Dinge, die Dir Freude machen. Prof. Nino Grau 08 GRATULATION projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2018 Verlässlichkeit und Vielseitigkeit Wahrscheinlich habe ich Heinz Schelle im Februar 1979 in Garmisch-Partenkirchen erstmals getroffen. Es ging darum, einen INTERNET-Weltkongress vorzubereiten und bei dieser Gelegenheit die rechtliche Basis für die internationale Fachorganisation zu schaffen und nationale Gesellschaften zu gründen bzw. aufzunehmen. Welche Eindrücke zu den etwa 40 Jahren kommen mir in den Sinn? Der erste Begriff ist „Fachliteratur“. Als Fachleute brauchen wir verlässliche und ausreichende Fachliteratur, als Wissensspeicher und Anregung und als Herausforderung für unsere eigenen Vorstellungen und Beobachtungen. Ich kenne niemanden, der zur Projektmanagement-Fachliteratur so viel beigetragen hat wie er - nicht als Vielschreiber oder Kopierer, sondern vor allem als Herausgeber und Redaktor, und zudem als Autor. Der zweite Begriff ist „der Professor in Bayern“, speziell interessiert in Betriebswirtschaft und Projektmanagement. Das ist gleichbedeutend mit Vielseitigkeit, wissenschaftlichem Arbeiten und Offenheit für Neues. Den dritten Begriff habe ich bereits erwähnt: „Herausgeber und Redaktor“. Zusammen mit Hochschulkollegen und Autoren aus der Praxis hat er uns mit der Dokumentation von Wissen und Erfahrung versorgt, für die entsprechende Kommunikation, Diskussion und Zusammenarbeit für Projekte, Programme und Portfolios. Er signalisiert sein Engagement und seine Verantwortung jeweils im Vorwort. Der vierte Begriff ist „Konstanz“. Die Tätigkeit von Heinz Schelle besteht nicht aus einer Jagd nach Eintagsfliegen, sondern über Jahrzehnte hauptsächlich in der Bereitstellung von Fachliteratur in Form von Handbüchern, Schriftenreihen und der Fachzeitschrift. Habt ihr auch von seinem Interesse an Geschichte gehört sowie eine große Konstanz betreffend seinem Passfoto in projektManagement aktuell beobachtet? Der letzte Begriff „Nutzen“ hat natürlich etwas mit der Betriebswirtschaft zu tun. Hoch und weit fliegen ist nicht seine erste Leidenschaft, das Bodenständige liegt ihm näher, bei allem Interesse für ausländische Fachliteratur. Der Nutzen kommt nicht zuletzt, sondern ist der Anlass zu denken, zu veröffentlichen und zu schreiben. Zudem möchte ich aber auch drei Beispiele zur Berufstätigkeit von Heinz Schelle liefern. Als Fachliteratur brauchen wir erstens Übersichtswerke und Lehrbücher. Ein Beispiel ist das „Handbuch Projektmanagement“ in zwei Bänden, herausgegeben von H. Reschke, H. Schelle und R. Schnopp beim damaligen TÜV Rheinland Verlag. Es ist meines Wissens das erste derartige Werk der GPM und hat mit dem Projektmanagement- Fachmann und dem Kompetenzbasierten Projektmanagement (PM3 und bald PM4) auch sehr oft verwendete Nachfolger gefunden. Die Herausgeber schreiben dazu: „Einige Beiträge übergreifen Branchen und betriebliche Funktionsbereiche und haben Überblickscharakter, andere sind Detailfragen in speziellen Branchen gewidmet. Die Zusammenstellung der Aufsätze stellt zweifellos einen Kompromiss dar: Nicht jedes Teilgebiet und jeder Aspekt innerhalb der Disziplin ‚Projektmanagement‘ konnte in allen Branchenausprägungen behandelt werden.“ Zweitens brauchen wir konzeptionelle Fachliteratur, über die Grenzen hinweg. Das betreffende Beispiel ist die Festschrift zum 65. Geburtstag von Roland W. Gutsch „Dimensions of Project Management“, herausgegeben von H. Reschke und H. Schelle, Springer-Verlag. Es ist nach dem Weltkongress in Garmisch-Partenkirchen ein weiterer Auftritt der GPM auf der internationalen Bühne. Die Herausgeber schreiben dazu: „It was a truly international project to which 29 authors from 16 countries have contributed. We hope to have reached the goal of the project: To publish a book covering the whole spectrum of project management and giving a general account of the present state of the art.“ Schließlich ist es drittens nötig, die einzelnen Projektmanagementthemen zu vertiefen. Das Beispiel „Life Cycle Cost von Bauobjekten“, von A. Schub und K. Stark, im damaligen TÜV Rheinland Verlag erschienen, ist der zweite Band der Schriftenreihe der GPM. Er befasst sich mit den langfristigen Wirkungen der Bauprojekte am Beispiel der Lebenszykluskosten. Der Herausgeber Heinz Schelle schreibt dazu „Bislang ist es freilich nur zu oft bei der bloßen Forderung geblieben, in systematischer Weise in der Planung die gesamten Lebenswegkosten neuer Systeme als Entscheidungsparameter zu betrachten.“ Die neue Version der Projektmanagementnorm ICB Version 4.0 beschreibt im Kompetenzelement „Persönliche Integrität und Verlässlichkeit“ den Kompetenzindikator 4.4.2.3 mit „Verantwortung für die eigenen Entscheidungen und Handlungen übernehmen“ und im Kompetenzelement „Vielseitigkeit“ den Kompetenzindikator 4.4.8.1 mit „Ein offenes und kreatives Umfeld schaffen und unterstützen“. Sollen wir die Tätigkeit von Heinz Schelle daran messen? Auch, und ohne Bedenken, aber nicht nur. Ich spüre bei ihm eine gesunde Reserve gegenüber Buchwissen und Standardlösungen. Aber er verwechselt Freiheit nicht mit Blindheit oder Unbedarftheit. Er erwartet von der Fachliteratur und den Fachleuten meines Wissens eine eigene Meinung mit Begründung. Am Schluss möchte ich dem Jubilar für seinen hervorragenden Beitrag zum Projektmanagement herzlich gratulieren und wünschen, dass er sich weiterhin, immer mehr und noch lange an seinen Ergebnissen freuen kann. Dr. Hans Knöpfel Papst der Projektmanagementliteratur 1996 habe ich Heinz Schelle das erste Mal getroffen. Es war beim PM Forum in der Zeche Zollverein in Essen. Ich war junger Doktorand und er Vorstand der GPM. Er ist auf mich und die anderen jungen Leute zugegangen, hat sich mit uns beschäftigt und in die GPM integriert. Das hatte mich damals sehr beeindruckt und in all den Jahrzehnten hat er mit dieser Offenheit und dem unkomplizierten Umgang sicherlich viele Hunderte junge Leute an die GPM gebunden. Heute ist er für mich vor allem eines: der Papst der Projektmanagementliteratur. Es gibt wohl niemanden, der auch nur annähernd insbesondere die deutschsprachige PM-Literatur so kennt wie er. Als Rezensent ist er unbestechlich und stets fair, aber niemals persönlich. Für den Leser der Rezensionen ist es immer hilfreich, dass er die besonders lesenswerten Stellen hervorhebt. Und wer behauptet, Kritiker können selbst nicht schreiben, der wird hier eines Besseren belehrt. Seine eigenen Bücher sind wegweisend. Kürzlich hatte ich eines seiner Bücher von 1987 in der Hand und konnte Ideen lesen, die uns 20 Jahre später von anderen Autoren als neu verkauft wurden. Und seine Bücher sind natürlich erfolgreich: „Projekte zum Erfolg führen“ ist das wohl meistverkaufte und meistgelesene deutschsprachige Buch zum Projektmanagement. Allein diese Verdienste in der Projektmanagementliteratur sind ein unerreichbares Lebenswerk für uns alle. Und Heinz wäre nicht Heinz, wenn dies das Einzige wäre. Sein Auftreten ist dabei aber immer eher das eines Dieners als das eines Königs. Vor Kurzem hat er über 300 wertvolle Projektmanagementbücher der GPM gestiftet und damit wieder einen großen Stein ins Rollen gebracht. Sein Vorbild fand bereits Nachahmer und für die GPM besteht nun die großartige Chance zum GRATULATION 09 projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2018 Aufbau eines historischen Archivs für Projektmanagement. Und wer unterstützt den Fortlauf des Prozesses im Hintergrund? Heinz Schelle! Nun gehöre ich längst zur mittleren Generation der GPM Aktiven und Heinz Schelle ist nach wie vor sehr aktiv. Er ist jung geblieben, immer offen für neue Ideen und innovative Ansätze. Zuverlässig wie ein Uhrwerk und wie es sich für einen professionellen Projektmanager gehört, liefert er uns die projektManagement aktuell fünfmal im Jahr. Und er ist immer noch dieser unermüdliche Netzwerker. Wie damals schon beim PM Forum in Essen, bringt er Alt und Jung und alle anderen zusammen! Lieber Heinz, alles Gute zu Deinem 80. Geburtstag. Bleibe so, wie Du bist, und bleibe vor allem der GPM und uns allen noch lange erhalten! Dr. Thor Möller „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ (Martin Buber) Als man mich bat, einen Beitrag zum 80. Geburtstag von Herrn Prof. Heinz Schelle zu verfassen, überlegte ich, welche Begegnungen und Ereignisse mir in unserer langjährigen Zusammenarbeit in Erinnerung geblieben sind. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, wie Martin Buber sagte. Zum ersten Mal begegnete ich ihm im Finanzwissenschaftlichen Institut der Universität München. Er war dort als Oberassistent tätig. Es ging in einem Seminar im Wesentlichen um die Frage, ob die direkten oder die indirekten Steuern den Bürger mehr „belasten“. Damals zählte ich noch nicht zu den Steuerpflichtigen und konnte solchen Überlegungen noch etwas abgewinnen. Die zweite Begegnung war bei der Siemens AG. Wir waren plötzlich Kollegen in einer Abteilung der Zentralen Forschung und Entwicklung. Schon damals befassten wir uns mit Ablaufplänen, dem Managen von zeitlichen Engpässen, einer möglichst gleichmäßigen Auslastung der kritischen Ressourcen wie den Cost-to-complete-Schätzungen und einer EDV-gestützten Umsetzung. Unsere Anwendungsgebiete waren vorwiegend • militärische Großprojekte, • Großprojekte im Hochbau, zum Beispiel das Uno City Gebäude Wien, das Klinikum Aachen etc., • Projekte des Anlagenbaus, zum Beispiel Meerwasser-Entsalzungsanlagen und Produktentwicklungsprojekte. 1975 bekam Heinz Schelle einen Ruf an die neu gegründete Universität der Bundeswehr in München. Ich durfte dort die Übungen zur Vorlesung in Projektmanagement abhalten. Meiner Einschätzung nach war dies eine der ersten ganzheitlichen Vorlesungen zum Thema Projektmanagement. 1979 wurde die GPM gegründet. Gründungsmitglieder waren vor allem Vertreter der Firmen Dornier, MBB, Siemens. Aktueller Anlass dafür war die Ausrichtung des ersten INTERNET-Kongresses (Vorläufer der IPMA) in Deutschland. In diesem Zusammenhang bleibt unvergesslich ein internationales Symposion in Garmisch-Partenkirchen mit einem „Bavarian Evening“ auf dem Kreuzeck. Ein unerwartet aufziehendes Gewitter machte die detaillierte Planung des Ablaufs von einer Sekunde zur anderen zunichte. Erwähnenswert sind auch unsere gemeinsamen Fahrten quer durch Deutschland, wo wir mit missionarischem Eifer die Vorzüge einer durchgängigen Anwendung des Projektmanagements priesen. Nicht überall fiel diese Botschaft auf fruchtbaren Boden! Hie und da bekannten sich unsere „Jünger“ und meinten, dass sie nicht ihre Projekte, aber die Revisionsabteilungen ihrer Firmen fürchten. Mit welch bewundernswertem Idealismus und Enthusiasmus, welcher Ausdauer und neuen Ideen haben Sie, lieber Herr Schelle, sich für die GPM und das Thema Projektmanagement starkgemacht. Wie viel haben Sie über all die Jahre publiziert. Die GPM hatte nicht von Anfang an 7.000 Mitglieder und der Pleitegeier kreiste nicht nur einmal über dem gemeinnützigen Verein. Zusammen mit Hasso Reschke wurde nach neuen Wegen und Möglichkeiten gesucht. Wenn Rückschläge zu verkraften waren, hat ein bayerischer Witz aus Schelles Mund die Situation schnell entkrampft - Sie gaben nie auf. Dafür ganz herzlichen Dank! Für die kommenden Jahre wünsche ich Ihnen, lieber Herr Schelle, alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, und freue mich auf unsere nächsten Begegnungen. Roswitha Müller-Ettrich Der Mann aus dem hinteren Seitental Wäre Prof. Heinz Schelle ein Filmschauspieler, so würde er spätestens zu seinem 80. Geburtstag bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises für sein Lebenswerk geehrt. Er hat verdientermaßen einen noch höheren Preis erhalten: das Bundesverdienstkreuz. In der Welt des Projektmanagements ist er für mich der Nestor des PM - der herausragende älteste Vertreter seiner Wissenschaft. Um beim Bild zu bleiben: Heinz Schelle würde sicher in seiner Bescheidenheit auf den roten Teppich verzichten und den ihm auch oft zugedachten Titel „Koryphäe“ nach Karl Valentin mit „Konifäre“ abtun. Ich habe Heinz Schelle (spätestens) auf der ersten GPM Jahrestagung 1983 auf der Veste in Würzburg kennengelernt. Er hat, zusammen mit Hasso Reschke, diese Veranstaltung - das heutige Forum - ins Leben gerufen. Wenn Heinz Schelle sich vorstellte, dann meist mit den Worten „Ich komme aus dem hinteren Seitental …“. Gemeint ist dabei seine geliebte oberbayerische Heimat Oberau bei Garmisch. Wohl bereits damals hatte er, gemeinsam mit Frau Roswitha Müller-Ettrich, auch das erste deutsche PM-Grundlagenseminar mit dem Titel „Projekte planen und steuern“ initiiert. Er fragte mich Anfang 1984, ob ich als „Praktiker“ nicht den dritten Seminartag übernehmen möchte. Damit war ich für 26 Jahre bis 2010 der Dritte im Bunde. Das Grundlagenseminar wurde vierbis fünfmal im Jahr angeboten und musste, soweit ich mich erinnern kann, nie abgesagt werden. Es wurde mit mindestens 2.000 Teilnehmern zum erfolgreichsten Dauerläufer im Seminarangebot der GPM. Über all die Jahre bildete sich ein Kreis von Firmenstammkunden heraus, die regelmäßig ihre Mitarbeiter zur dreitägigen „PM-Grundausbildung“ schickten. Ich werde auch heute noch auf GPM Veranstaltungen von ehemaligen Teilnehmern angesprochen, die sich an die Tage erinnern. Nicht wenige sind zu aktiven GPM Mitgliedern geworden. Obwohl die meisten Teilnehmer aus ganz Deutschland kamen, war der Tagungsort in den ersten Jahren die Retortenstadt Kirchheim bei München - Heinz Schelle und Frau Müller-Ettrich bevorzugten natürlich die oberbayerische Region. Nach dem Motto „Näher zum Kunden“ kamen später Tagungsorte wie Nürnberg oder Frankfurt hinzu. Neben seinen nahezu unzähligen Veröffentlichungen brachte Heinz Schelle begleitend zum Seminar das Taschenbuch „Projekte zum Erfolg führen - Projektmanagement systematisch und kompakt“ heraus. Dieses Buch ist noch heute in seiner 7. Auflage der Renner und eine preiswerte Alternative zu den zahlreichen Lehrbüchern und Standardwerken zur Einführung in das Thema PM. Immer wenn ich am dritten Seminartag in den Vortragsraum kam, fand ich auf dem Flipchart die handschriftliche Skizze des oberbayerischen Phasenmodells von Heinz Schelle vor: 10 GRATULATION projektManagementaktuell | AUSGABE 2.2018 Phase 1 - Initiierungsphase „Do muss wo’s g’scheng! ” Phase 2 - Konzeptphase „Des wer ma glei ham! “ Phase 3 - Implementierung „Do kann ma halt nix mehr macha! “ Diese Philosophie haben wohl die Macher des Berliner Flughafens verinnerlicht. Wären sie doch nur in das Grundlagenseminar gekommen! Lieber Heinz, danke für die langjährige gemeinsame Zusammenarbeit und Freundschaft und danke Deiner lieben Traudl, die Dich bei Deiner Arbeit und auf Deinen Reisen immer begleitet und unterstützt. Günter Rackelmann Prof. Heinz Schelle - „Was ein Mann schöner ist als ein Aff, is ein Luxus.“ [1] Das mag jetzt für manche von Ihnen respektlos klingen, aber es ist nicht von mir und zeigt gut, was Heinz Schelle mit mir verbindet: der Humor generell und ganz speziell der Humor von Friedrich Torberg. Ich bin mir sicher, dass meine Mitautoren und Mitautorinnen dieses Sonderbeitrags in projekt- Management aktuell viele lobende Worte finden, um das großartige Schaffen des Heinz Schelle gebührend zu würdigen. Ich möchte ein anderes Puzzlestück dazufügen. Es gibt nicht so viele Menschen, die die „Tante Jolesch“ verstehen und lustig finden, vor allem nicht so viele Deutsche. Aber wie wir wissen, ist Bayern ja immer etwas anders … „Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten“ ist ein 1975 erstveröffentlichtes Buch des österreichischen Schriftstellers Friedrich Torberg [1]. Nun daraus eine Geschichte, die beispielhaft zeigt, um welche Art von Humor es sich dabei handelt: „Die Tante Jolesch war ja ausschließlich auf die Genussfreude und das Wohlbehagen derer bedacht, denen sie ihre makellos erlesenen Gerichte auftischte. Es sollte den anderen munden, nicht ihr. Sie selbst begnügte sich damit, ihren Hunger zu stillen. Als man sie einmal nach ihrer Lieblingsspeise fragte, wusste sie keine Antwort. ,Aber du musst doch schon darauf gekommen sein, was dir am besten schmeckt‘, beharrte der Frager. Nein, um solche Sachen kümmere sie sich nicht, replizierte ebenso beharrlich die Tante Jolesch. Der Wissbegierige ließ aber nicht locker und spitzte nach einigem Hin und Her seine Frage vermeintlich unentrinnbar zu: ,Also stell dir einmal vor, Tante - Gott behüte, dass es passiert -, aber nehmen wir an: Du sitzt im Gasthaus und weißt, dass du nur noch eine halbe Stunde zu leben hast. Was bestellst du dir? ‘ ,Etwas Fertiges‘, sagte die Tante Jolesch.“ Ganz viele Zitate aus diesem Buch sind in Österreich in den „normalen“ Sprachgebrauch übergegangen. Viele Personen, die sie verwenden, wissen gar nicht mehr, woher sie stammen, aber Heinz Schelle kennt sie alle! Eines meiner Lieblingszitate, dem ebenso berühmten wie erfolglosen Wiener Strafverteidiger Dr. Hugo Sperber in den Mund gelegt, ist - während einer Gerichtsverhandlung: „Herr Rat, mein Klient verblödet mir unter den Händen.“ [1] Heinz Schelle ist es immer gelungen, jedes, wirklich absolut jedes Thema mit Humor zu verbinden, und zwar mit intelligentem Humor, immer mit der feinen Klinge und sehr wertschätzend. Er ist ein wirklicher Könner seines Faches! Ich wünsche Heinz Schelle Gesundheit, Gesundheit, Gesundheit, mir noch viele gemeinsame Redaktionssitzungen und uns allen noch viele (humorvolle) Beiträge aus seiner Feder. Mag. Brigitte Schaden Schon immer die Vielfalt im Projektmanagement gesehen Hin und wieder trifft man auf Menschen, bei denen man sich fragt: Wie machen die das alles nur? Heinz Schelle ist so ein Vertreter dieser besonderen Spezies. Er ist einer der drei Gründer der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Das allein zeigt schon seine Weitsicht für den damaligen Zukunftstrend „Projektmanagement“, immerhin schreiben wir das Jahr 1979. In einer Zeit also, als man in Deutschland noch gar nicht genau wusste, wie man Projektmanagement schreibt, geschweige denn, was das ist. Seit 29 Jahren leitet er mit wenigen Unterbrechungen als Chefredakteur die Zeitschrift projektManagement aktuell und hat mit dieser Publikation dem Projektmanagement im deutschsprachigen Raum „ein Gesicht gegeben“. Er schafft es mit jeder Ausgabe wieder, den abstrakten Themenkomplex sowohl für Praktiker als auch für Studierende und Wissenschaftler anschaulich mit all seinen unterschiedlichen Facetten darzustellen. Die größte Freude ist es für mich immer wieder, das Editorial und die Buchbesprechungen von Heinz Schelle zu lesen. Doch wie beschreibt man den Menschen Heinz Schelle? Mir fällt zu ihm als Erstes das neudeutsche Wort „Open Mindedness“ ein: Er ist neugierig und hat immer schon die Vielfalt im Projektmanagement gesehen und sich dafür starkgemacht. In Zeiten, in denen Projektmanagement noch eine Ingenieurdisziplin war, beschrieb er bereits die weichen Faktoren und forderte den interdisziplinären Diskurs mit Bereichen wie der Psychologie, den Arbeits- und Kulturwissenschaften. Er war lange Jahre im Vorstand und später Mitglied des Kuratoriums und ist Ehrenvorsitzender der GPM, Mitglied im Forschungsbeirat und Jurymitglied für den Deutschen Studienpreis Projektmanagement. In den beiden letzten Funktionen ist er mir eine wichtige Stütze, wenn es gilt, schwierige Entscheidungen zu treffen. Ich habe ihn immer wieder als moralische Instanz auf den früheren Mitglieder- und heute bei den Delegiertenversammlungen der GPM erlebt. So verwundert es nicht, dass er im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um das Projektmanagement erhielt. Sein mittlerweile in der 7. Auflage beim Beck Verlag erschienenes Buch „Projekte zum Erfolg führen - Projektmanagement systematisch und kompakt“ ist ein Klassiker im deutschsprachigen Raum; es gibt wohl kaum einen Projektmanager, der es nicht in seinem Bücherschrank hat. Damit war er die Inspiration für unser Buch „Internationales Projektmanagement - interkulturelle Zusammenarbeit in der Praxis“ in der gleichen dtv-Reihe. Eine andere Seite seiner Vielseitigkeit zeigt sich in dem Kulturhistoriker Heinz Schelle. Der Autor mehrerer Heimatkundebücher und Kurator des Ortsmuseums des oberbayrischen Ortes Oberau ist fest verwurzelt in seiner Heimatgemeinde und genießt auch hier ein hohes Ansehen. Lieber Heinz Schelle, ich gratuliere Ihnen von Herzen zu Ihrem 80. Geburtstag und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude und allzeit gute Gesundheit! Bleiben Sie weiter so umtriebig und der Querdenker, als den wir Sie alle schätzen! Prof. Yvonne Schoper Literatur [1] Torberg, Friedrich: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. Erstveröffentlichung 1975, dtv, München 2004, ISBN 978-3423012669