eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 30/1

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
pm
2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
0101
2019
301 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Wandel zur digitalen Behörde durch flexibles Projektmanagement

0101
2019
René Böcker
Heike Kratt
Im Rahmen des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ haben das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Hauptziele der Kooperation sind ein systematischer Wissensaustausch zum Thema „Projektmanagement“ sowie die Erfolge und Erfahrungen im Rahmen der Einführung von Projektmanagement im BAMF durch gemeinsame Veranstaltungsformate sichtbarer zu machen und mit interessierten Partnern zu teilen.
pm3010026
Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Im Rahmen des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ haben das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Das Aktionsprogramm, das 2017 von der GPM initiiert wurde, wird getragen durch einen Beirat. In diesem sind zahlreiche Bundesministerien, ihre nachgeordneten Behörden - darunter auch das BAMF - sowie Länder und Kommunen vertreten. Gemeinsames Ziel der Beiratsmitglieder ist es, Projektmanagement als Schlüsselkompetenz in der öffentlichen Verwaltung zu verankern und diese dadurch dabei zu unterstützen, mit den wachsenden Herausforderungen umzugehen. Die nun geschlossene Kooperation zwischen dem BAMF und der GPM möchte dieses übergeordnete Ziel des Aktionsprogrammes fördern. Im folgenden Interview erläutern Dr. Markus Richter, Vizepräsident des BAMF und Beiratsmitglied des Aktionsprogramms, und Prof. Helmut Klausing, Präsident der GPM und Beiratsvorsitzender des Aktionsprogramms, ihre Sicht auf die Kooperation, das Aktionsprogramm sowie welchen positiven Beitrag Projektmanagement für die öffentliche Verwaltung leisten kann. Herr Dr. Richter und Herr Prof. Klausing, welche Ziele verfolgt die Kooperation zwischen dem BAMF und der GPM aus Ihrer jeweiligen Sicht? Markus Richter (MR): Zur Umsetzung seiner Digitalisierungsagenda benötigt das BAMF viele Partner. Das BAMF teilt und unterstützt die Grundideen des Aktionsprogramms, das die GPM initiiert hat: Kompetent und strategisch eingesetztes Projektmanagement ist ein Schlüs- Die Kooperation mit der GPM betont den Stellenwert, den Projektmanagement in diesem Zusammenhang einnimmt. Der systematische Wissensaustausch zum Thema „Projektmanagement“ ist deshalb aus meiner Sicht auch ein ganz wesentliches Ziel dieser Kooperation. Prof. Klausing (HK): Die öffentliche Verwaltung hat viele gute Beispiele zu bieten, wie Projektmanagement erfolgreich angewendet und eingeführt wird. In der Öffentlichkeit wird das zu wenig wahrgenommen. Die schlechten Beispiele bekommen sehr viel mediale Aufmerksamkeit. Das führt zu einer Schieflage in der Wahrnehmung von öffentlicher Verwaltung und ihrer Fähigkeit, Projekte erfolgreich umzusetzen. Es führt auch dazu, dass der Verwaltung manchmal der Mut und das Zutrauen fehlen, Neues auszuprobieren und Risiken als notwendigen Teil davon zu sehen, neue Wege zu gehen. Ein wichtiges Ziel des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ ist es daher, die Beispiele aus der Verwaltung sichtbar zu machen, die zeigen, dass mithilfe von gutem Projektmanagement die Verwaltung strukturell fähiger wird, öffentliche Projekte nachhaltig erfolgreich und gemeinwohlorientiert umzusetzen. Diese Beispiele sollen der Öffentlichkeit signalisieren, dass Verwaltung durchaus in der Lage ist, Projekte souverän umzusetzen. Gleichzeitig sollen gute Beispiele auch nach innen in die Verwaltung hinein eine Signalwirkung entfalten: „Seht her, wir können das, habt Mut und Zutrauen in eure Fähigkeiten und Möglichkeiten.“ Die Erfahrungen aus guten Beispielen können zudem einen konkreten und umsetzungsnahen Beitrag dazu leisten, die Gestaltungskompetenz der Verwaltung zu stärken. Das BAMF geht insbesondere im Bereich seiner IT-Abteilung einen innovativen Weg. Wir wollen die Erfahrungen, die das BAMF im Rahmen der Einführung von und des Lebens mit Projektmasel dazu, umfangreiche Veränderungsprozesse wie die digitale Transformation erfolgreich zu gestalten. Ich sehe hierfür im BAMF und in der öffentlichen Verwaltung ganz allgemein noch Entwicklungspotenziale. Insofern ist die GPM im Rahmen des Aktionsprogramms ein ganz naheliegender Partner für uns. Dazu passt, dass die Einführung von Projektmanagement und Agilität im BAMF für uns mehr ist als die Anwendung bestimmter Methoden oder das Durchlaufen spezifischer Prozesse: Es geht um die Etablierung einer projektorientierten Organisation. Projektmanagement dient in diesem Sinne dem Ziel der Organisationsentwicklung hin zu einem Umfeld, in dem Projekte nachhaltig erfolgreich umgesetzt werden können. Die Kooperation zwischen der GPM und dem BAMF: Wandel zur digitalen Behörde durch flexibles Projektmanagement Autoren: René Böcker, Heike Kratt >> Für eilige Leser Im Rahmen des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ haben das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Hauptziele der Kooperation sind ein systematischer Wissensaustausch zum Thema „Projektmanagement“ sowie die Erfolge und Erfahrungen im Rahmen der Einführung von Projektmanagement im BAMF durch gemeinsame Veranstaltungsformate sichtbarer zu machen und mit interessierten Partnern zu teilen. 26 POLITIK UND GESELLSCHAFT projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2019 Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement nagement macht, sichtbarer und zugänglicher machen - zum Beispiel über gemeinsame Veranstaltungsformate. Das breite Netzwerk der GPM und die Arbeit der Abteilung Public Affairs bieten dafür gute Plattformen an. Herr Prof. Klausing, Herr Dr. Richter: Was macht aus Ihrer jeweiligen Sicht „gutes Projektmanagement“ aus? HK: Gutes Projektmanagement ist nicht nur Methode, sondern vor allem gute Führung. Bei der Einführung von „gutem Projektmanagement“ in der öffentlichen Verwaltung geht es aus Sicht der GPM zentral darum, die Fähigkeiten der Führungsebene zu stärken. Führungskräfte sollen in die Lage versetzt werden, einen angemessenen Rahmen für aktuelle Herausforderungen zu schaffen, die zukünftig noch weiter an Komplexität und Dynamik gewinnen werden. In dem Sinne ist die konsequente Einführung von Projektmanagement ein wichtiger Beitrag zur Organisationsentwicklung, wie Herr Dr. Richter das deutlich gemacht hat: Eine von der Führungsebene gestaltete, projektorientierte Organisation fördert selbstorganisiertes und selbstverantwortliches Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Projektmanagementkompetenz, so wie wir sie verstehen, hilft dabei, den Kontext, in dem Projekte umgesetzt werden sollen, gut einzuschätzen und für die Umsetzung die angemessenen Methoden auszuwählen. Die Klarheit von Rollen und Verantwortlichkeiten im Projektmanagement sind dafür notwendige und wichtige Hilfestellungen. Um das alles erkennen und fördern zu können, bedarf es einer Projektmanagementkompetenz über alle Ebenen hinweg: Schlüssel zum Projekterfolg ist die Zusammensetzung der Projektteams mit den individuellen Kompetenzen. Es sind Menschen, die Projekte machen. Wie sehen Sie das, Herr Dr. Richter? MR: Dem stimme ich ausdrücklich zu. Wir haben im Juni 2017 ein Projekt mit dem Ziel begonnen, ein einheitliches, transparentes und kompetenzbasiertes Projektvorgehen - zunächst - für alle IT-Projekte zu entwickeln. Das Projekt wurde im August 2018 erfolgreich abgeschlossen. Prozesse und Werkzeuge für unseren Projektalltag zu entwickeln, war dabei ein vergleichsweise kleiner Schritt. In den nächsten Jahren geht es darum, die Ergebnisse des Projektes konsequent anzuwenden und dabei die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Der Anzeige GPM Präsident Prof. Helmut Klausing (links) und Dr. Markus Richter, Vizepräsident BAMF; Foto: BAMF/ M. Dietmann Mehr Informationen unter 0641 98210-300 www.ibo.de/ projektmanagement Wir unterstützen Sie, damit Sie · die geeignete Methode wählen · agile und plangetriebene Methoden kombinieren · effektiv im Team und mit Stakeholdern zusammenarbeiten können. Informieren Sie sich über unsere Projektmanagement-Weiterbildungen, Inhouse-Leistungen und Beratungsangebote. Klassisch, agil oder hybrid? Wir begleiten Sie! POLITIK UND GESELLSCHAFT 27 Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement macht da den Nutzen von Projektmanagement aus? HK: Durch die digitale Transformation, die auch nach neuen Ansätzen für das Führungs- und Kommunikationsverhalten verlangt, wird die Form der Zusammenarbeit immer weiter weg vom sequenziellen Arbeiten und Denken, hin zum parallelen und interdisziplinären Miteinander führen. Diese Bewegung, die auch die öffentliche Verwaltung betrifft, sorgt für einen Anstieg der Vielfalt der Arbeit in Projektteams. Diese Art der Zusammenarbeit braucht einen Rahmen, der das ermöglicht. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer gelungenen Projektgovernance. Für ein föderales Land wie Deutschland bedeutet dies auch, eine sinnvolle Struktur und einen noch stärkeren gemeinsamen Willen der Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen zu etablieren. Wenn man das weniger aus einer politischen Perspektive und mehr aus einer Projektmanagementsicht betrachtet, dann wäre zum Beispiel zu überlegen, eine Art zentrales PMO zu schaffen. Das sieht sich als Dienstleister und arbeitet ressortübergreifend mit anderen PMOs auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene zusammen, um ein gezieltes, projektorientiertes und agiles Vorgehen über alle Bereiche hinweg zu ermöglichen. MR: Ein guter Ansatz. Mit unserer NExT-Initiative verfolgen wir eine ganz ähnliche Idee: Das Netzwerk der Expertinnen und Experten zur digitalen ckelnden, politischen Rahmenbedingungen, sehe ich als die größten Herausforderungen. Dies erzeugt Handlungsdruck - vor allem auf die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten. Die Arbeit in Projekten und eine projektorientierte, agile Organisation sind notwendige Antworten darauf. Aus meiner Sicht wird dies zu einem Überdenken der immer noch weitverbreiteten „Silo-Mentalität“ führen. Ich bin der Überzeugung, wir brauchen dazu passende Organisationsansätze in den Behörden. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Wenn heute eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter eingestellt wird, dann weist man ihr oder ihm ein festes Aufgaben- oder Themengebiet zu. Solange der oder die Beschäftigte in der Organisationseinheit eingesetzt ist, ändert sich grundsätzlich thematisch nichts. Und das unabhängig von der Qualifikation, den Fähigkeiten oder den Interessen. Ich fände es besser, wenn wir auch für die Linienorganisation zu einem Modell finden würden, bei dem es zum Beispiel einen Angebotsmarkt für besondere Aufgaben gibt, auf den sich die Beschäftigten bewerben können. Das wäre motivationsfördernd und würde die Wissens- und Kompetenzpotenziale der Organisation besser ausschöpfen. Das wäre gleichzeitig auch eine sehr projektorientierte Herangehensweise. Herr Prof. Klausing, wo sehen Sie Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung und was Praxiseinsatz wird der weitaus anspruchsvollere und nachhaltigere Schritt, den wir jetzt gehen müssen. Warum ist der eigene Aufbau der Projektmanagementkompetenz im BAMF und generell in der Verwaltung ein Schlüsselfaktor für Sie, Herr Dr. Richter? MR: Es ist aus unserer Sicht von eminenter Bedeutung, dass diese Kompetenz in der Verwaltung aufgebaut wird und dort verbleibt. Diese wichtige Kernkompetenz darf nicht ausgelagert werden. Geschieht das, verliert die öffentliche Verwaltung die Fähigkeit, den Wandel aus sich heraus zu gestalten. Damit wäre sie nicht mehr in der Lage, dem Gemeinwohl in dem Sinne zu dienen, wie es ihr Auftrag ist. Das wiederum befördert einen Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger in die Verwaltung und den Staat und damit letztlich auch in den Nutzen unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung. Herr Dr. Richter, wenn Sie die größten Herausforderungen benennen sollten, vor denen die öffentliche Verwaltung derzeit steht, welche wären das? Und welchen Beitrag kann „gutes Projektmanagement“ leisten, um mit diesen umzugehen? MR: Das Handlungsumfeld der öffentlichen Verwaltung hat sich stark verändert. Die Agilität und Volatilität fachlicher Anforderungen, teilweise abgeleitet aus sich kontinuierlich weiterentwi- René Böcker, BAMF, Heike Kratt, Prof. Helmut Klausing, beide GPM, und Dr. Markus Richter, BAMF (von links nach rechts); Foto: BAMF/ M. Dietmann 28 POLITIK UND GESELLSCHAFT projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2019 2018 ISO 27001 zertifiziert Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement den Projekterfolg bestimmen. Mithilfe ihrer individuellen Kompetenzen und ihrer Gestaltungskraft entscheiden sie über die richtigen Methoden zur richtigen Zeit. Es ist wichtig erkennen zu können, wann welches Instrumentarium am besten passt. Es kommt auf den Kontext und den Komplexitätsgrad eines Projektes an. Perspektivisch ist es aus meiner Sicht sinnvoll, ein klareres Berufsbild der Projektmanagerin und des Projektmanagers zu entwickeln. Gemeinsam mit der öffentlichen Verwaltung unterstützen wir Bemühungen, einen Projektleiterkarrierepfad zu etablieren. MR: Ergänzen möchte ich die Entwicklungsschritte, die wir im Bereich des Projektmanagements im BAMF gehen: Wir haben seit 2017 systematisch das Projektmanagementumfeld ausgestaltet. Die Kompetenzentwicklung hat dabei einen sehr hohen Stellenwert für uns. Wir haben ein innovatives IT-Labor eingerichtet, 40 Scrum-Masterschulungen absolviert und Multiprojekt- und Projektportfoliomanagement auf Basis eines kompetenzbasierten Ansatzes eingeführt. In diesem Sinne begleiten sowohl eine Fachberatung als auch ein Coaching ausgewählte Projekte zusätzlich. Es sind die Menschen, die wir mitnehmen und befähigen müssen, um Projekte erfolgreich mitzugestalten. Deshalb fordern wir nicht nur viel von unseren Projektleitungen, sondern möchten sie auch fördern: In der Fachberatung werden die Projektleitungen in der Anwendung der Werkzeuge und im Tagesgeschäft unterstützt. Dazu haben wir ein PMO initiiert, dessen Kolleginnen und Kollegen schrittweise stärker unterstützen und auch eine zentrale Qualitätssicherung einzelner PM-Artefakte übernehmen werden. Bei der Idee des Coachings geht es um Einzelfragen des Projektalltages, die nicht in einem Statusreport zu finden sind: In vertrauensbildender Umgebung können alle Themen angesprochen werden, die eher in den sozialen und kontextsensitiven Kompetenzbereichen zu verorten sind. Hier kommen entsprechend ausgebildete Externe zum Einsatz. Herr Prof. Klausing, Sie sind Vorsitzender des Beirats des Aktionsprogramms „Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten“ - welche Rolle spielt die GPM in diesem Gremium und wie sehen Sie die weiteren Entwicklungen? HK: Die GPM ist die Initiatorin des Aktionsprogramms und investiert im Rahmen der Abteilung Transformation - kurz NExT - ist ein ressortübergreifender Zusammenschluss aus Vordenkenden und aktiv Gestaltenden der Digitalisierung im öffentlichen Sektor. Wir möchten die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung maßgeblich gestalten und voranbringen. Ziel von NExT ist, einen ganzheitlich erprobten Werkzeugkasten für die Digitalisierung der Verwaltung zu schaffen. Im Rahmen von sechs thematischen Werkstätten werden konkrete Maßnahmen pilotiert und auf ihre Machbarkeit überprüft. Unsere Motivation ist: Selber machen, um zu gestalten, statt nur drüber zu reden. Herr Dr. Richter, zu Beginn der Kooperationsverhandlungen waren Sie Abteilungsleiter der IT. Die IT ist immer sehr projektmanagementgetrieben. Heute sind Sie Vizepräsident. Hat die neue Leitungsposition Ihren Blick auf den Einsatz von Projektmanagement im BAMF verändert? MR: Aus meiner jetzigen Position heraus nehme ich noch deutlicher wahr, wie wichtig es ist, dass nicht nur Fachseite und IT in einer fruchtbaren PM-Umgebung zusammenarbeiten, sondern auch alle übrigen Bereiche, bei denen die IT keinen Anteil hat. Damit sind mehr als nur Prozesse und Rollen gemeint, sondern vor allem auch die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ein Umfeld, in dem eine solche Zusammenarbeit möglich ist, kann nur geschaffen werden, wenn die Führungsebene dies systematisch unterstützt und mitträgt. Dieses Umfeld zu gestalten, sehe ich auch für mich als eine wichtige Führungsaufgabe an. Herr Prof. Klausing, welche Herausforderungen sehen Sie im Bereich des Projektmanagements in den kommenden Jahren - wo setzt die GPM hier Schwerpunkte? HK: Auch für das Projektmanagement gilt: Das Umfeld hat sich stark verändert. Erhöhte Komplexität und Dynamik erfordern einen erweiterten Blick auf Methoden und Instrumente. Projektmanagement wird in diesem Sinne stärker zu einem Mittel der Organisationsentwicklung und einem Management of Change. Dabei geht es nicht darum, das, was bisher galt, über Bord zu werfen: Es ist noch wichtiger geworden, die Menschen im Rahmen ihrer Projektmanagementausbildung darin zu schulen, die passenden Instrumente für die jeweiligen Projekte anzuwenden. Es sind Menschen, die Anzeige projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2019 Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Aktionsprogramm Mit Projekten Deutschlands Zukunft gestalten Projektmanagement Die GPM ist gern bereit und hat auch ein Interesse daran, das Programm weiter aktiv zu begleiten. Wir sehen uns dann in der Rolle als Vernetzer, Ermöglicher und strategischer Partner bei der Umsetzung. Herr Dr. Richter, Sie sind für das BAMF Mitglied des Beirats, wo sehen Sie die Entwicklungsschwerpunkte des Aktionsprogramms in den nächsten Jahren? MR: Aus Sicht des BAMF begrüße ich die Rolle, die die GPM als Initiatorin und Treiber des Aktionsprogramms wahrnimmt. Die GPM bietet mit ihrem Netzwerk und als gemeinnütziger Verein Public Affairs erhebliche Kraft und Engagement in die Begleitung des Programms. Im Beirat ist die GPM durch mich als Beiratsvorsitzenden, Herrn Norman Heydenreich als stellvertretendem Beiratsvorsitzenden sowie Frau Heike Kratt, Sprecherin Public Affairs, vertreten. Damit das Programm sich nachhaltig weiterentwickeln bzw. die erfolgreiche Umsetzung auch mittel- und langfristig gewährleistet ist, streben wir an, die Trägerschaft des Programms noch stärker in die Hände der Verwaltung zu geben. Dafür gibt es viel Zustimmung im Beirat und wir beschäftigen uns derzeit damit, eine geeignete Form zu finden. einen geeigneten Rahmen dafür. Herr Prof. Klausing hat recht: Die Nachhaltigkeit des Programms wird dadurch gesichert, dass die öffentliche Verwaltung noch stärker in die Rolle der Trägerschaft geht. Durch die Übernahme von mehr Verantwortung wächst die Identifikation mit dem Aktionsprogramm und damit wird der Wille gestärkt, dessen Empfehlungen umzusetzen. In diesem Sinne unterstütze ich sehr die Diskussion im Beirat, eine geeignete Form dafür zu finden, das Aktionsprogramm noch stärker in der öffentlichen Verwaltung zu verankern. Das Interview führten René Böcker und Heike Kratt René Böcker, BAMF, und Heike Kratt, GPM, arbeiten im Rahmen der Kooperation eng zusammen. Sie eint das Ziel, durch die Kooperation einen Beitrag für eine zukunftsfähige Verwaltung leisten zu können. René Böcker: Ich bin als Projekt- und Programmleiter in der öffentlichen Verwaltung seit mehreren Jahren tätig und habe die Entwicklungen für ein besseres Projektmanagement schon in der Vergangenheit aktiv mit gestaltet. Ich bin überzeugt von der Notwendigkeit zum Kompetenzaufbau und zur Organisationsentwicklung, wie sie im Interview von Herrn Dr. Richter und Herrn Prof. Klausing skizziert wurden. Als Projektleiter habe ich daher im letzten Jahr das Einführungsprojekt für ein einheitliches, transparentes, gleichzeitig hybrides und kompetenzbasiertes Projektvorgehensmodell - beginnend in der IT des BAMF - mitgestaltet. Mit der Kooperationsvereinbarung haben wir als BAMF die Möglichkeit, unsere eigenen Erfahrungen in einem größeren Kontext zu teilen und das Aktionsprogramm so gemeinsam weiterzuentwickeln. Anschrift: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Gruppenleitung 72 - Prozesse, IT, Projektmanagement, Frankenstraße 120, 90461 Nürnberg, Tel.: 09 11/ 9 43-2 50 50, E-Mail: 21-GL-Posteingang@bamf.bund.de Heike Kratt: Die GPM führt seit mehreren Jahren einen intensiven gesellschaftspolitischen Dialog mit dem Fokus auf die öffentliche Verwaltung, den ich über die Jahre federführend weiterentwickeln durfte. Hauptziel dieses Dialogs ist es, den Beitrag, den Projektmanagement für eine handlungsfähige und in diesem Sinne zukunftsfähige Verwaltung leisten kann, stärker zu entfalten. Das geht nur gemeinsam mit Partnern aus der öffentlichen Verwaltung. Das Aktionsprogramm stellt einen echten Meilenstein dar. Hier ist es uns gelungen, gemeinsam mit unseren Partnern aus der öffentlichen Verwaltung auf der Bundes-, der Länder- und der kommunalen Ebene, eine Vision für die Zukunftsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung zu entwickeln und diese mit konkreten Empfehlungen und Maßnahmen zu hinterlegen. Mit dem Beirat haben wir eine Institution gegründet, die das Aktionsprogramm strategisch weiterentwickeln und die Umsetzung vorantreiben kann. Darin liegt nun eine große Herausforderung, der wir uns als Beirat stellen werden. Mit der KGSt, der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement, hat die GPM bereits vor einem Jahr eine Kooperation geschlossen, in deren Rahmen viele konkrete Umsetzungsschritte angegangen wurden. Die Kooperation mit dem BAMF sehe ich als Chance und Auftrag, diesen Weg weiterzugehen. Anschrift: GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V., Hausvogteiplatz 12, 10117 Berlin, Tel.: 0 30/ 36 40 33 99-73, E-Mail: H. Kratt@gpm-ipma.de  30 POLITIK UND GESELLSCHAFT projektManagementaktuell | AUSGABE 1.2019