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UVK Verlag Tübingen
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GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.Daniel Stumpf wird neuer Vizepräsident der GPM
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Im Sommer hat die GPM ihren neuen Vizepräsidenten Daniel Stumpf vorgestellt. Auf dem zurückliegenden PM Forum sprach er erstmals mit der Projektmanagement aktuell. Er setzte erste Akzente: Gemeinsamkeiten finden, durch Transparenz die Kräfte aller bündeln und den Mut für verantwortungsvolle Experimente finden – damit will Daniel Stumpf die GPM voranbringen.
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Im Sommer hat die GPM ihren neuen Vizepräsidenten Daniel Stumpf vorgestellt. Auf dem zurückliegenden PM Forum sprach er erstmals mit der Projektmanagement aktuell. Er setzte erste Akzente: Gemeinsamkeiten finden, durch Transparenz die Kräfte aller bündeln und den Mut für verantwortungsvolle Experimente finden - damit will Daniel Stumpf die GPM voranbringen. Herr Stumpf, die GPM hat Sie kürzlich als neu gewählten Vizepräsidenten vorgestellt. Viele Aktive und Mitglieder kannten Ihren Namen. Sie waren bereits vor einigen Jahren für die GPM tätig - und zwar bei der GPM-eigenen Zertifizierungsstelle PM-ZERT ... Richtig, zunächst als Produktmanager für Zertifizierungen, später als Operational Manager. Mir oblag das Tagesgeschäft der PM-ZERT. Damals habe ich die GPM kennenlernen dürfen - und viele Menschen, die in der GPM Einzigartiges leisten. Über welchen Weg sind Sie zur GPM gekommen? Offen gesagt, weder Projektmanagement noch die GPM waren mir in die Wiege gelegt. Nach der Schule ging mein Weg zunächst in eine völlig andere Richtung. Ich wollte im Ausland Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Deshalb habe ich in Bamberg Germanistik studiert. Nach dem Studium zog es mich dann nach Berlin - auch aus privaten Gründen. Dort habe ich das Deutschlandgeschäft für einen französischen Weiterbildungs-Anbieter aufgebaut. Ich habe damals eine Vielzahl von Seminartexten aus dem Französischen übersetzt, Seminarräume angemietet, Trainer unter Vertrag genommen, Marketingaktionen durchgeführt, Anzeigen getextet und geschaltet. Eine gute Gelegenheit, mit Projektmanagement in Berührung zu kommen ... Ja, in der Tat! Wir hatten zum Projektmanagement Qualifizierungskurse, die mit einem Zertifikat abschlossen. Auch gab es einige freie Seminare zum Thema Projektmanagement, beispielsweise über Führung oder Qualitätsmanagement im Projekt. Da ich diese Trainings in Deutschland aufbauen sollte, habe ich mich inhaltlich mit Projektmanagement beschäftigt. Seither fasziniert mich Projektmanagement sehr. Es lässt mich immer „Gemeinsamkeiten finden, Transparenz schaffen, Experimente wagen“ Daniel Stumpf ist neuer Vizepräsident der GPM Foto: © CHRISTIAN TECH wieder staunen, was mit gutem Projektmanagement erreicht werden kann und wie Projektmanager dazu beitragen, die Welt ein Stück weit besser zu machen. Gab es zu Ihrer Berliner Zeit bereits erste Verbindungen zur GPM? Nur punktuell. Ich bin einigen GPM-Mitgliedern begegnet, die ich als Dozenten gewinnen konnte, etwa auf dem PM Forum. Eine unserer Trainerinnen war Assessorin beim Deutschen Project Excellence Award. Die Welt im Projektmanagement ist offenbar klein … Das ist sie wirklich! Später bin ich als gebürtiger Franke zurück nach Nürnberg gegangen und habe mich bei der PM-ZERT beworben. Dort habe ich mich gründlich in unseren Standard und IP- MA-Zertifizierung eingearbeitet. Trotzdem haben Sie die GPM wieder verlassen? Ja. Schweren Herzens. Nach eineinhalb Jahren. Weshalb? Ich wollte Führungsverantwortung übernehmen. Mit Professor Helmut Klausing habe ich dies intensiv besprochen. Wir waren uns einig, dass man erste Führungsverantwortung mit Anfang dreißig übernehmen sollte - was mir die GPM zu diesem Zeitpunkt nicht ermöglichen konnte. Bei der GPM hatte man Verständnis sowohl für meine Ziele als auch meine Entscheidung. Ich wechselte zu einer Öko-Kontrollstelle. Anfangs war ich für die Verwaltung zuständig und hatte 30 Mitarbeiter zu führen. Später habe ich die 90 Mitarbeiter der Niederlassung in Nürnberg geleitet. Ich habe Konzernstrukturen kennengelernt. Ich habe verstanden, weshalb manche Entscheidungen viel Zeit brauchen und wie man dicke Bretter bohrt. Doch ich spürte bald, dass ich wieder in einer dynamischeren Organisation arbeiten wollte. Ausschlaggebend war für mich die GPM-Ausschreibung für das Amt des Vizepräsidenten. Diese Ausschreibung hat mich zurückgeholt. Was hat Sie gereizt, zur GPM zurückzukehren? Die GPM ist eine dynamische Organisation. Sie steht vor großartigen und vielfältigen Chancen. Alle Ehrenamtlichen und Mitarbeiter in den Geschäftsstellen, die zum Erfolg der GPM beitragen, sind hervorragend vorbereitet, top trainiert, professionell aufgestellt und sehr engagiert. Und was für mich auch wichtig ist: Ich habe mich auf die Menschen hier gefreut. Sie wiederzusehen und mit ihnen zu arbeiten - dies war eine wesentliche Motivation für meine Kandidatur. Als Vizepräsident will ich mit ihnen jetzt die Zukunft der GPM gestalten und mich einbringen. In der GPM ist man sich einig, dass Projektmanagement in Zukunft immer wichtiger wird. Einige Aktive aber beklagen, dass es der GPM an einer griffigen Strategie mangelt ... Mit Verlaub - das ist nicht richtig! Wir haben gute, zukunftsweisende strategische Ziele. Sie sind in einem breiten Kreis von Ehrenamtlichen und den Mitarbeitern erarbeitet und von der Delegiertenversammlung beschlossen worden. Ich bin überzeugt, dass die GPM diese Strategie erfolgreich realisieren kann. Dafür müssen wir Gemeinsamkeiten finden, Transparenz schaffen und auf dem Weg nach vorne verantwortungsvolle Experimente wagen. Da sehe ich meine Aufgaben als Vizepräsident. projektManagementaktuell | AUSGABE 5.2019 NACHRICHTEN 61 Gemeinsamkeiten finden - wie darf ich dies verstehen? Die GPM ist sehr vielfältig. Wir haben das Glück, unterschiedliche Stakeholder mit unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen zu haben. Dies macht unsere Stärke aus. Nun kommt es darauf an, dass wir diese Sichtweisen und Interessen bündeln. Ich lade alle ein, ihr Wissen, ihre Ideen, ihre Energie und ihr Engagement auf unsere strategischen Ziele zu lenken - also auf die gemeinsame Autobahn in die Zukunft aufzubiegen. So können wir das Potenzial der GPM ganz entfalten. Und genau dafür will ich mich einsetzen. Eben sprachen Sie von Transparenz. Was ist damit gemeint? Wir haben sinnvolle Ziele. Was uns allen helfen würde, wäre eine Präzisierung dieser Ziele. Meiner Ansicht nach müssen wir die strategischen Ziele mit sinnvollen Zielgrößen unterfüttern, die für alle in der GPM einsehbar und nachvollziehbar sind. Um welche Zielgrößen handelt es sich beispielsweise? Etwa zu Mitgliederzahlen, Teilnehmerzahlen von Qualifizierungen oder die Zahlen von Zertifizierungen. Ähnliches gilt für die Anzahl und Qualität von GPM Events in Regionen und Fachgruppen. Solche Ankerpunkte werden unsere Ehrenamtlichen und Mitarbeiter in ihrem Engagement unterstützen. Noch ein weiterer Punkt: Es wäre für alle hilfreich, wenn wir Transparenz auch über die Auslastung unserer Ressourcen vor allem in der Linie hätten. Es ist bekannt, wie sehr die Überlastung von Ressourcen die Leistung beeinträchtigt. Ich setze mich dafür ein, noch deutlicher zu machen, welche Projekte laufen, wie viele Projekte wir parallel abwickeln können und was jeweils in der Linie geleistet werden kann - und wann die Pipeline möglicherweise voll ist: das magische Dreieck … Eben haben Sie von verantwortungsvollen Experimenten gesprochen. Was ist damit gemeint? Verantwortungsvolle Experimente helfen, die Zukunft zu erschließen. Ein Beispiel: Die Arbeitswelt verändert sich derzeit sehr dynamisch. Schon heute wird fast die Hälfte dessen, was wir in Deutschland erwirtschaften, in Projekten erarbeitet. Bis 2045, so wurde mir aus einer Masterarbeit zitiert, werden praktisch alle Organisationen mit temporären (Teil-)Organisationen arbeiten und so als Matrix aufgestellt sein. Die GPM hat jetzt die große Chance, an diesem Wandel mitzuwirken und ihn in Deutschland mitzugestalten. Wir verfügen über unser einzigartiges Alleinstellungsmerkmal. Ein Alleinstellungsmerkmal - inwiefern? Wir sind Ansprechpartner nicht nur für Projekte, sondern für projektorientiertes Arbeiten. Die neue ICB 4 beschreibt einen holistischen Ansatz, der in Richtung New Work geht. Unser neuer Standard zeigt, worauf es beim projektorientierten Arbeiten ankommt. Was hinzukommt: Wir decken alle Bereiche und Branchen ab. Wir sind nicht beispielsweise auf IT oder Elektrotechnik spezialisiert, sondern auf die gesamte Arbeitswelt der Zukunft. Wir sind also gut aufgestellt. Wir können diesen Wandel zukünftig beispielsweise durch neue Weiterbildungsangebote unterstützen. Um welche Art von Weiterbildungsangeboten wird es sich handeln? (lacht) Ich bin leider kein Hellseher! New Work entwickelt sich ja im Augenblick. Es ist für niemanden absehbar, welche Qualifizierungen zukünftig zusätzlich erforderlich sein werden. Geht es um Schnittstellenangebote? Geht es Spezialisierungsangebote? Geht es um etwas völlig Neues? Dies können wir mit klugen Experimenten herausfinden. Schnittstellenangebote? Denken Sie an das Thema Qualität im Projekt. Daraus ergibt sich die Rolle des Qualitätsbeauftragten im Projekt. Für diese typische Spezialisierung haben wir heute noch keine spezifische Qualifizierung mit Kompetenznachweis. Ähnliches könnte für Schnittstellen-Rollen gelten, etwa für projektorientiertes Prozessmanagement. Damit werden die Schnittstellen zu anderen Disziplinen abgedeckt. Dies alles herauszufinden - dafür brauchen wir neben der fachlichen Sorgfalt auch Mut zu Experimenten. Ich setze mich für kluge Experimente ein, die kontrolliert und mit Verantwortung durchgeführt werden. Und ich plädiere stark für eine Kultur, die Experimente fördert - so, wie dies in anderen Ländern schon üblich ist. Beispielsweise sind in Israel die Gründer Popstars - etwa wie hier Fußballstars oder Musikstars ... Wenn dort ein Experiment scheitert, sieht man dies nicht als Untergang, sondern als Chance zu lernen. Von dieser Mentalität und Kultur können wir in der GPM profitieren. Agiles Handeln wird auch so beschrieben: Finde heraus, wo du stehst. Mache einen kleinen Schritt in Richtung Ziel. Passe dein Verständnis an das an, was du gelernt hast. Wiederholen. Im Oktober 2019 haben Sie Ihr Amt als Vizepräsident der GPM angetreten. Für diese Position bringen Sie einiges mit - sprachlichen Background, Kenntnisse über Zertifizierung und Schulungen, Konzernerfahrungen, Wissen über Nachhaltigkeit sowie einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund. Wie wird sich dies auf Ihre Tätigkeit auswirken? Der Mensch ist immer die Summe seiner Erfahrungen - so objektiv er auch an Personen und Themen herangehen will. Da schwingen immer auch Emotionen mit. Deshalb werde ich nicht verhehlen: Ich habe eine besondere Beziehung zur PM-ZERT und zur Zertifizierung. Ich fühle mich den Aktiven und Mitarbeitern dort verbunden. Aber: Ich weiß, dass sich meine Aufgaben bei der GPM heute völlig anders gestalten als bei der PM- ZERT. Ich werde die gesamte GPM mit ihrer Vielfalt im Blick behalten. Wenn es gelingt, Gemeinsamkeiten zu finden, durch Transparenz die Kräfte aller Beteiligten zu bündeln, in eine Richtung zu bringen und den Mut für verantwortungsvolle Experimente zu finden - dann bringen wir die GPM einen großen Schritt voran. projektManagementaktuell | AUSGABE 5.2019 62 NACHRICHTEN